Zeig mir den Tod

  • Droemer Knaur
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • München: Droemer Knaur, 2013, Seiten: 448, Originalsprache
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Andreas Kurth
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2012

Tragische Momente auf und neben der Bühne

Als Marius und Rebecca, die Kinder des Freiburger Schauspielers Günther Assmann, plötzlich verschwunden sind, bricht erst nach einiger Zeit helle Aufregung aus. Der Mime will jegliche öffentliche Aufmerksamkeit vermeiden, da er vermeintlich vor einem Karrieresprung steht. Nur durch einen Zufall erfahren Kommissar Ehrlinspiel und seine Kollegen, dass es sich um eine Entführung handelt. Schauspieler Assmann glaubt, kurz vor seinem großen Durchbruch zu stehen, und nun bekommt er seltsame SMS mit Rätseln, deren Auflösung er bei der Faust-Premiere im Freiburger Theater auf der Bühne präsentieren soll. Der krankhaft ehrgeizige Günter Assmann weigert sich jedoch, auf die Forderungen einzugehen. Kommissar Ehrlinspiel und sein Team ermitteln fieberhaft, vor allem nachdem sie erfahren haben, dass vor Jahren bereits eine Tochter der Assmanns verschwunden ist. Die Ermittler kommen hinter ein Netz von Lügen und Betrug, und erst im dramatischen Finale kommt die ganze Wahrheit ans Licht.

Zeig mir den Tod ist der dritte Roman von Petra Busch mit Kommissar Moritz Ehrlinspiel und seinem Team. Für den ersten Band bekam die Autorin den Friedrich-Glauser-Preis. Die Entführung der Geschwister Assmann wird von der Autorin geschickt genutzt, um verschiedene Problembereiche zu thematisieren. Da geht es um Eifersucht und Treue, um krankhaften Ehrgeiz, um Intrigen und Lügen hinter den Kulissen des Theaters, um ganz profane Eheprobleme, gescheiterte Lebensentwürfe und auch um die Sorgen und Nöte von Teenagern, die den Erwartungen ihrer Eltern nicht entsprechen, oder mit deren Lebensweise nicht zurecht kommen.

Insbesondere die Vorgänge in der für die Öffentlichkeit so vorbildlichen Familie des krankhaft ehrgeizigen Schauspielers, die scheibchenweise enthüllt werden, bedienen zwar einige Vorurteile, aber lassen irgendwie auch tief blicken. Künstler sind schon ein ganz eigenes Völkchen, was sich auch an der Chefdramaturgin und ihrer Rolle in dieser Geschichte zeigt.

Familie Assmann hat offensichtlich genug Geld, aber der Blick hinter die Fassade offenbart ein Leben voller Lügen. Assmanns Ehefrau Lene wird als Hausmütterchen gezeichnet, die krampfhaft die Fassade und den schönen Schein aufrechterhält.

Die beiden Kinder sind überaus unterschiedlich, was scheinbar den Verdacht bekräftigt, bei Marius handele es sich um ein Kuckuckskind. Er ist ein stiller 18-Jähriger, ohne Freunde, völlig in sich gekehrt. Aber er liebt seine kleine Schwester. Rebecca leidet an Diabetes. Das überaus tierliebe Mädchen will wie ihre gleichaltrigen Freundinnen sein, die Eltern wollen aber unbedingt ihre Krankheit geheim halten. Allein das komplizierte Verhältnis der Kinder zu ihrem Vater, aber auch zur Mutter, birgt einiges an Konfliktpotenzial.

Und so lebt der Roman von Petra Busch auch mehr von den psychologischen Momenten, die recht ausgefeilt abgearbeitet werden.

Im Zentrum steht dabei Günther Assmann, um ihn dreht sich in Familie und Roman alles. Während der Leser die charakterlichen Untiefen des Schauspielers nach und nach kennenlernt, bleiben ihm die Randfiguren doch ziemlich fremd, hier gibt es allenfalls oberflächliche Einblicke. Das ist allerdings die einzige größere Schwäche dieser spannend und gut lesbar erzählten Geschichte, dem Verständnis der Handlung steht das nicht wirklich im Weg. Petra Busch versteht es nämlich insgesamt gut, falsche Spuren für Leser und Ermittler zu legen. Das komplizierte Beziehungsgeflecht um Günther Assmann lädt dazu auch wirklich ein, denn da wimmelt es von alten Geschichten und Vorfällen, die allesamt eine Bedeutung haben können.

Die – naturgemäß kurze – Beschreibung des Mikrokosmos menschlicher Eifersüchteleien am Theater ist zwar deutlich mit Klischees gespickt, wirkt für mich aber dennoch gut recherchiert. Die Zustände an deutschen Provinztheatern dürften hier gut getroffen werden – von Traumberuf kann da keine Rede sein. Die Mischung aus Beziehungsgeschichte, Milieustudie und Kriminalroman ist Petra Busch also durchaus gelungen.

Zeig mir den Tod

Petra Busch, Droemer Knaur

Zeig mir den Tod

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