Verflucht seist du

  • audio media
  • Erschienen: Januar 2012
  • 12
  • München: audio media, 2012, Seiten: 5, Übersetzt: Pascal Breuer
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Andreas Kurth
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2012

Mobbing, Drogen und Glucken-Mütter

Kommissar Konstantin Dühnfort und sein Team werden am frühen Morgen auf eine Baustelle in der Münchener Vorstadt Unterhaching gerufen. Die Ermittler brauchen ein paar Umwege, bis sie herausfinden, dass es sich bei der Leiche um einen Jugendlichen aus dem Viertel handelt. Daniel, so der Name des jungen Mannes, hat einige Tüten mit hochwertigem Ecstasy und etwas Bargeld in den Hosentaschen. Die Nachforschungen der Polizei im Umfeld des Toten, das vor allem aus Kindern wohlhabender Eltern besteht, führen zunächst zu keiner brauchbaren Spur. Daniel passt im Grunde nicht in die Clique – im Gegensatz zu seinen Freunden stammt er aus eher einfachen Verhältnissen. Die Polizisten vermuten daher, dass Daniel mit Drogen gedealt hat, um seiner Ex-Freundin Mika zu imponieren. Kompliziert wird die Situation zusätzlich durch den Selbstmord von Mikas Freundin Isa vor einigen Wochen. Scheibchenweise enthüllen sich dem Leser und den Ermittlern die komplizierten Zusammenhänge. Es gibt weitere Tote, bis der Kommissar diesen Fall aufklärt, der in heftiger erschüttert, als er sich zunächst eingestehen will.

Inge Löhnig hat in ihrem neuen Roman aus der Dühnfort-Reihe gleich mehrere Themen angepackt. Es geht um den Standes-Dünkel wohlhabender Familien, um die Orientierungslosigkeit Heranwachsender, um Imponiergehabe, Drogenhandel und Internet-Mobbing. Die Autorin versteht es wirklich gut, diese zahlreichen Aspekte ihrer Geschichte in unterschiedlicher Intensität anklingen zu lassen. Es gelingt ihr auch, sich nicht thematisch zu verzetteln, sondern sie arbeitet das gewissermaßen nacheinander ab. Und während Inge Löhnig mit gewohnt leichter Feder den fesselnden Plot entwickelt, lässt sie immer neue Wendungen einfließen. Der zunächst scheinbar beiläufig stattfindende Kriminalfall nimmt Dühnfort immer mehr gefangen, obwohl er sich eigentlich lieber auf sein gerade spannendes Privatleben konzentrieren möchte.

In Krimi-Reihen muss ja da Leben des Protagonisten auch weiter erzählt werden. Die Autorin macht das recht geschickt, für Dühnforts aus dem Team ausgeschiedene Freundin Gina gibt es eine neue Kollegin, die ihm phasenweise richtig auf die Nerven geht. Als Dühnfort schließlich ihre komplette Vorgeschichte kennt, entwickelt er durchaus mehr Verständnis für sie, denn ihre Arbeit macht sie ausgezeichnet. Soziale Netzwerke haben den Polizisten Dühnfort bisher nicht interessiert, jetzt muss er sich zwangsweise damit auseinander setzen. Er meldet sich schließlich sogar selbst bei Facebook an, weil er eingesehen hat, irgendwann schon aus dienstlichen Gründen nicht mehr darum herum zu kommen. Mobbing im Internet ist ein hochaktuelles Thema, wie auch widerstrebend Dühnfort zur Kenntnis nehmen muss, aber das Ausmaß überrascht ihn dann doch. Inge Löhnig hat dieses Thema hervorragend in ihren Plot eingebaut, ohne es zu dominant werden zu lassen.

Einzelromane oder eine Reihe – vor dieser Fragen stehen Autoren sicherlich oft. Und ich habe von verschiedenen Schriftstellern dazu auch schon stets gut begründete, aber höchst unterschiedliche Meinungen gehört. Die Dühnfort-Reihe von Inge Löhnig ist besonders gelungen, denn die Autorin schafft es, auf konstant hohem Niveau zu schreiben, ihre Figuren glaubhaft weiterzuentwickeln und gleichzeitig aktuelle Themen in ihre gut durchdachten Fälle einzubauen. Und etwas besonders wichtiges gelingt ihr auch immer wieder – den Leser am Ende zu überraschen, weil er zuvor nicht wusste, wer der Mörder war. Ein Lesevergnügen der besonderen Art.

Verflucht seist du

Inge Löhnig, audio media

Verflucht seist du

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