Das Geheimnis von Compton Lodge
- Gollenstein
- Erschienen: Januar 2012
- 1
- Merzig: Gollenstein, 2012, Seiten: 204, Originalsprache
Neues aus dem Leben von Dr. Watson
London im Januar des Jahres 1899. Dr. John Watson war durch ein schweres Fieber zwei Wochen lang an sein Bett gefesselt und bat in einem Delirium seinen Freund Sherlock Holmes um Hilfe. Es fallen die Worte "Compton Lodge" und außerdem ist jemand verschwunden; gar ein ganzes Zimmer scheint nicht mehr zu existieren. Als Watson wieder einigermaßen auf den Beinen ist eröffnet ihm Holmes, dass es offenbar ein altes Familiengeheimnis zu lüften gilt. Vor rund 25 Jahren starb Watsons Großvater Sir Edward, ein verschlossener Mann, der nahezu jeden Kontakt zur Außenwelt mied, auf seinem Landsitz Compton Lodge. Doch zuvor versammelte er seine Familie um über sein Erbe zu entscheiden. Die daran geknüpften Auflagen konnten jedoch nur Watsons Bruder Henry und sein Cousin Walter erfüllen, allerdings gerieten die Beiden in einen heftigen Streit, so dass kurzerhand Watson selbst alles erben sollte. Über Nacht galt dieser jedoch als verschwunden; Watson selbst hat keinerlei Erinnerung mehr an die damaligen Ereignisse. Kurz nach dem Tod von Sir Edward verschwand zudem sein einziger Vertrauter, Reginald Butler, von dem bis heute jede Spur fehlt.
Holmes und Watson fahren nach Compton Lodge, wo sie ein seit vielen Jahren leer stehendes Haus vorfinden. Nur ein Spiegel und ein Bild hängen noch in einem Zimmer des ersten Stocks. Aber warum? Schon bald führt eine weitere Spur nach Canterbury, wo vor über zwanzig Jahren ein Pfarrer enthauptet aufgefunden wurde. Bischof Montgomery bat damals Holmes den Fall zu untersuchen, entzog ihm wenig später jedoch wieder die Ermittlungen. Holmes´ Ehrgeiz ist geweckt und er möchte nach so langer Zeit beide Fälle auf einmal lösen. Doch dann geschieht ein weiterer Mord&
Romane, in denen der legendäre Meisterdetektiv zum Leben erweckt wird, gibt es auf dem deutschsprachigen Büchermarkt derzeit reichlich. So genießt Sherlock Holmes eine ungeahnte Renaissance nicht nur auf der großen Leinwand, sondern auch im Fernsehen ("Sherlock" von BBC; glänzend mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle) und im Buchhandel. Wie man es von dem Original schon hinlänglich kennt, sind die Rollen zwischen Holmes und Dr. Watson klar verteilt. Auf der einen Seite der geniale, etwas verschrobene Ermittler, auf der anderen Seite der etwas einfältig wirkende "Laufbursche". Fairerweise muss man Watson zu Gute halten, das ihm Holmes nur selten Einblicke in seine Erkenntnisse gewährt und damit bisweilen zur Weißglut treibt. Das gleiche Problem hat übrigens auch der Leser, der im vorliegenden Fall nur mühsam erahnen kann, welches Problem es eigentlich zu lösen gilt.
"Wir müssen nach Canterbury, in die St. Martins Church. Dort findet sich einer der Schlüssel zu unserem Rätsel."
"Wenn Sie mir jetzt noch verraten würden, um was für ein Rätsel es sich überhaupt handelt und was es mit der St. Martins Church zu tun hat, wäre ich Ihnen sehr verbunden."
"Das werden Sie noch früh genug erfahren."
So heißt es also (mehrfach) geduldig warten und erst gegen Ende des ersten Drittels nimmt die Handlung langsam aber sicher ordentlich Fahrt auf. Dabei bleibt Peter Jackob atmosphärisch nah am Original und dürfte somit den Sherlock-Fans gefallen, zumal interessante Einblicke (nun ja) in das eher unbekannte Privatleben von Dr. Watson gegeben werden.
"Watson? Haben Sie Ihre vermutlich viel zu komplizierten Gedanken ein wenig sortieren können? Ist Ihnen mittlerweile klar geworden, was die eigentliche Frage ist?"
"Welche Rolle mein Großvater gespielt hat?"
"Zu eng gedacht, weitläufiger."
"Compton Lodge?"
"Bitte, Watson. Versuchen Sie wenigstens den Anschein zu erwecken, als würden Sie sich Gedanken machen."
Das Geheimnis von Compton Lodge ist ein ebenso kurzer wie kurzweiliger Plot mit leichten Anlaufschwierigkeiten, der aber ansonsten zu gefallen vermag. Ein bisschen mehr Möglichkeiten, den Geheimnissen selber auf die Spur zu kommen, hätte man natürlich schon gerne gehabt, aber das war ja bei Sir Arthur Conan Doyle auch schon nahezu unmöglich.
Peter Jackob, Gollenstein
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