Kreuzstein
- DuMont
- Erschienen: Januar 2010
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- Köln: DuMont, 2010, Seiten: 256, Originalsprache
- Köln: DuMont, 2012, Seiten: 256, Originalsprache
Wenn ein Geologie-Professor über einen Geologie-Professor schreibt
Bei Bad Honnef ereignet sich in einem Steinbruch ein Felssturz bei dem zwei Menschen zu Tode kommen. Gabriele Kronberg von der Kölner Kripo übernimmt die Ermittlungen und bindet den Kölner Geologie-Professor Henno Allenstein als Experten in die Untersuchung ein. Schon bald erkennt Allenstein, dass der seit gut vierzig Jahren stillgelegte Steinbruch nicht von selber einstürzte, sondern jemand mit einer Sprengung nachgeholfen hat. Angesichts dieser Erkenntnis scheint es sich zu lohnen, den vermeintlichen Selbstmord einer jungen Frau im gleichen Steinbruch vor gut sechs Monaten nochmals zu prüfen. Wenige Tage später kommt es zu einer Explosion in einem Steinbruch bei Hannover. Auch hier ist ein Toter zu beklagen und schnell wird Kronberg und Allenstein klar, dass die Fälle miteinander zusammen hängen. Offenbar ist Allenstein sogar enger in den Fall verwickelt als ihm bewusst ist, denn vor den mysteriösen Vorfällen erhält er anonyme Paketsendungen, die ein Stück eines Wegkreuzes beinhalten. Doch warum sollte jemand Steinbrüche in die Luft jagen und vor allem, was ist womöglich sein nächstes Ziel? Eine wenngleich kleine Spur führt zum Drachenfels im Siebengebirge und eine andere über Nigeria in die Niederungen der katholischen Kirche…
Wo mögen die Explosionen nur aufhören und warum ist auf dem Cover der Taschenbuchausgabe der Kölner Dom abgebildet? Der Dumont-Verlag hat sich hier mal so richtig ins Zeug gelegt und prompt daneben gegriffen. Doch nun zum eigentlichen Werk. Da schreibt der Autor und Geologie-Professor Ulrich Schreiber über den Protagonisten und Geologie-Professor Henno Allenstein, dass dieser einer jungen Assistentin zu verfallen droht, die im Alter seiner Tochter ist. Es kommt sogar noch besser:
Als Professor hatte er es bei Frauen insgesamt recht leicht, nicht nur wegen des Titels. Es lag wohl an seiner Art, am selbstsicheren Auftreten und, so meinte er, auch am Aussehen. (Seite 40)
Ja, da wünscht man doch spontan auch weiterhin viel Erfolg! Zum Glück kommt es im weiteren Verlauf der Handlung nicht zu ausschweifenden Altherrenfantasien, sondern nach einer gewissen Anlaufzeit entwickelt sich ein durchaus lesbarer Krimi. Zu Beginn wird allerdings erst einmal der Protagonist ausführlich vorgestellt und da er – wie erwähnt – Professor für Geologie ist, lässt es sich der Autor natürlich nicht nehmen, gleich mal eine geballte Ladung seines Fachwissens auf die Leser loszulassen. Wer sich für Geologie und Geochemie im Allgemeinen und für das gleiche Thema im Rheinland im Besonderen interessiert, sollte auf jeden Fall zugreifen. Und da es ja nicht verpönt ist, einen spannenden Plot mit einem "Sachthema" zu kombinieren ist soweit auch alles im grünen Bereich. Wer jedoch mit dem Themenkomplex "Geologie, Geochemie, Steinkunde usw." nur wenig anzufangen weiß, der lässt dieses Buch bitte im Buchladen liegen.
Und wie ist der Krimi? Eine berechtigte Frage und in diesem Internetportal geradezu von entscheidender Bedeutung. Das Privatleben des Protagonisten mal ausgeblendet findet sich ein Krimi, der ein geteiltes Echo hervorrufen wird. Die Ausflüge in das Fachgebiet des Professors sind durchaus informativ und nur minimal in ihrer Ausführlichkeit überzogen. Vor allem der "Einstieg" in den eigentlichen Kriminalfall hätte einen Tick schneller gehen können, aber dies ist naturgemäß Geschmacksache. Die Entwicklung des Plots ist jedoch mitunter bedenklich, denn die Spannweite des Erzählbogens von den Abbrüchen diverser deutscher Steinbrüche über Nigeria und von dort zurück nach Köln und hier zur katholischen Kirche ist schon etwas gewagt (konstruiert wäre treffender), zumal es Krimis, in denen die Kirche das Böse an sich personifiziert ja bereits zur Genüge gibt. Allerdings muss man darauf hinweisen, dass Kreuzstein bereits 2009 in den Buchhandel kam und diverse bekannt gewordene Skandale besagter Kirche erst später stattfanden. Dennoch ist vor allem die Vorgehensweise des Täters arg weit hergeholt. Mehr soll aber an dieser Stelle nicht verraten werden, denn vielleicht möchten Sie ja doch noch selber lesen, wie es der Kölner Dom auf das zweifelhafte Buchcover schaffte. Insgesamt liest sich der Krimi recht flüssig, so dass man auf weitere Fälle des Duos Kronberg/Allenstein gespannt sein darf.
Ulrich C. Schreiber, DuMont
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