Mörderisches Wiedersehen
- hansanord
- Erschienen: Januar 2012
- 2
- Feldafing: hansanord, 2012, Seiten: 270, Originalsprache
Eine Lesequal - nicht nur in Wien
Das Autorenteam, das sich hinter dem Pseudonym Olivia Meltz versteckt, hat den zweiten Band um das eigenwillige Detektivpaar Leah und Louis Mörderisches Wiedersehen im Hansanord-Verlag veröffentlicht, das auf knapp 280 Seiten ermittelt. Ursprünglich waren Leah und Louis bei der Polizei und mittlerweile sind sie ein getrennt lebendes Ehepaar. Sie hat erkannt, dass sie lesbisch ist und er kann keinem Rockzipfel wiederstehen, was im täglichen Ermittlerleben zu ständigen Anzüglichkeiten führt, die allesamt aus der unteren Schublade sind, aber von den beteiligten Schriftstellern wohl als humorige Dialogführung angesehen wird.
Dennoch bekommen es das Paar mit einem Fall zu tun, der sich um das Verschwinden des erfolgreichen Architekten Maik Rütter dreht. Denn dessen Ehefrau hat gar kein Vertrauen zur Polizei. Also beginnen die Schnüffel ihre Arbeit und durchleuchten sowohl Geschäftskontakte, Nachbarschaft und Vergangenheit des Vermissten. Dass alles ginge allerdings nicht, wenn sie nicht ihre Kontakte zur früheren Dienststelle hätten, wo vor allem die Damen dem charmanten Louis keinen Wunsch abschlagen können.
Im Lauf der Ermittlungen stoßen Leah und Louis auf Geschehnisse aus der Schulzeit von Maik Rütter. Und als auch die Polizei in Form ihres Ex-Kollegen Jens Schröder auf den Plan gerufen wird, weil die Jungs von damals an plötzlichem Ableben leiden, scheint es klar zu sein, dass die Entführung und die Morde einen direkten Zusammenhang mit einem Schulausflug nach Wien haben, was natürlich eine Reise in die österreichische Bundeshauptstadt bedeutet, um die Hintergründe zu durchleuchten.
Der Leser müsste diese Reise eigentlich nicht mitmachen, denn wenn er ein geübter Krimifresser ist, dann hat er spätestens zur Hälfte des Schmökers erkannt, wie der Hase läuft. Dass er nun miterleben muss, wie absolut unprofessionell und hirnverbrannt sich angebliche Profiermittler durch Wien quälen, bis sie deswegen sogar in Todesgefahr geraten, kann gar nicht einem einzelnen Schreibergehirn entsprungen sein. Und wer glaubt, dass ein Dienststellenleiter auf einem Wiener Bezirkskommissariat ohne Anweisung von oben ganz einfach alte Akten an Privatschnüffler herausgibt, der kennt die österreichische Polizei überhaupt nicht. Da tut es schon fast nicht mehr weh, wenn in der Wachstube Kaffee aus Mozart- und Sissi-Häferln ausgeschenkt wird.
Aber zumindest ansatzweise schaffen es die Autoren trotzdem, wenigstens in der zweiten Hälfte des Buches einen Hauch von Spannung zu verbreiten, der in etwa die Ausmaße eines schwachen Tatortkrimis versprüht. Doch in dieser Form können Leah, trotz einer Oma, die Hanfpflanzen von Italien nach Wien schmuggeln will, und Louis, der über die ganze Länge farblos bleibt, kaum mit Sympathiewerten punkten. Die Dialoge sind platt und teilweise an der Grenze des Erträglichen, die Handlung holpert über den Heidelberger Asphalt und die Idee, den Täter auch noch zwischendurch seine Mordprognosen schildern zu lassen, hat man schon weit besser gelesen .
Mörderisches Wiedersehen ist den schönen Einband nicht wert, den man ihm verpasst hat. Wenn sich das Team nicht schreiberisch steigert und zu einer Einheit wird, dann kann ich auf deinen dritten Band gerne verzichten, denn der vorliegende zweite Band ist Zeitverschwendung und die löblichen Kommentare dazu aus der Zeitschrift "Tina" und vom österreichischen Staatssender hätten schon vorher eine Warnung sein müssen.
Olivia Meltz, hansanord
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