Das Stonehenge-Ritual
- Fischer
- Erschienen: Januar 2012
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- London: Sphere, 2011, Titel: 'The Stonehenge Legacy', Seiten: 481, Originalsprache
- Frankfurt am Main: Fischer, 2012, Seiten: 513, Übersetzt: Birgit Moosmüller
Durchschnittliche Strandlektüre für Verschwörungstheoretiker
Warum hat ein Autor, wie Michael Morley, gleich zwei Pseudonyme? Und einem davon, Sam Christer, hat er im Fischer Taschebuch Verlag The Stonehenge Legacy veröffentlich, das von Moosmüller aus dem Englischen übersetzt wurde und nun als "Das Stonehenge Ritual" in dem mittlerweile reichlich übersättigten Genre der Geheimbünde und Weltverbesserer auf den kaufkräftigen Leser wartet.
Stonehenge hat nicht nur die Literatur- und Filmschaffenden schon immer gefesselt, auch die Spinner und Andersgläubigen maßen den alten Steinzeugen aus dem 3. Jahrtausend vor Christus immer wieder besondere Bedeutung bei, vor allem bei den unterschiedlichen Mond- und Kalenderkonstellationen. Und das ist in diesem Buch nicht anders.
Unter den touristisch ausgeschlachteten Megalithen soll sich also eine Parallelwelt befinden, deren Ziel es natürlich ist, die Weltherrschaft zu erlangen. Ganz Schottland ist unterwandert von möglichen Erleuchteten und auch der Vater von Gideon Chase, ein anerkannter Wissenschaftler, ist dem geheimen Zirkel auf Gedeih und Verderb verbunden. Aber er sieht auch die plötzlichen Schattenseiten und zeigt diese seinem Sohn in verschlüsselten Tagebüchern auf, bevor er sich selbst richtet.
An die Polizei kann sich Gideon Chase nicht wenden, denn auch die staatlichen Stellen sind von der Sekte unterwandert und so bleibt ihm nichts Anderes übrig, als sich Hals über Kopf der illegalen Gemeinschaft auszuliefern, um das Schlimmste zu verhindern. Dass so nebenbei auch noch eine unerschrockene Polizistin die Wahrheit über die mörderischen Vorgänge aufklären will und damit ins Visier der Verbrecher gerät, macht das Kraut auch nicht mehr fett, es verwirrt den Leser nur noch mehr.
Die Grenze zwischen Fantasy und Schwachsinn ist eng gezogen und in diesem Roman wechselt die Handlung von der einen zur anderen Seite, je nachdem, welcher Protagonist gerade am Werken ist. Nun darf man Sam Christer auch keinesfalls die Fähigkeit zum gekonnten Aufbau und zur spannenden Schreibweise absprechen, aber solche Art Lektüre kennt man mittlerweile zuhauf und sämtliche Verschwörungstheorien wirken fast schon lächerlich. Dazu hätte der ganze Sermon auch deutlich kürzer abgehandelt werden können.
Die Polizistin Megan ist genau, wie der Archäologe Gideon, von seliger Naivität, während der anfangs ungewollte Ermittlerersatz Jimmy zu Schlussfolgerungen kommt, bei denen sogar Hercule Poirot seinen Hut gezogen hätte. Bei all dem konstruierten Humbug bedarf es schon einiger Ausdauer, um dem Autor bis zum Showdown am englischen Weltkulturerbe zu folgen.
Womit wir wieder bei der Frage wären, warum Michael Morley dafür ein Pseudonym benötigt? Vielleicht fürchtet er, dass seine anderen Bücher nicht mehr gekauft werden, wenn man ihm diesen 500-Seiten-Schmöker direkt aufs Portfolio heftet, denn mehr als ein durchschnittlicher Urlaubsroman ist daraus leider nicht geworden.
Michael Morley, Fischer
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