Am Anfang war der Schmerz
- Fischer
- Erschienen: Januar 2012
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- London: Faber & Faber, 2011, Titel: 'Pain of death', Seiten: 398, Originalsprache
- Frankfurt am Main: Fischer, 2012, Seiten: 352, Übersetzt: Andrea von Struve & Petra Post
Brav und durchschnittlich
DI William Wagstaffe, genannt Staffe, darf zum dritten Mal im Fischer Taschenbuch Verlag aktiv werden. Aus Pain Of Death übersetzen Andrea von Struve und Petra Post 400 Seiten aus dem Englischen zu Am Anfang war der Schmerz.
Ein Amateurhistoriker sucht in den Tunneln unter London nach der Vergangenheit und findet eine leblose junge Frau, namens Kerry Degg. Aber die Frau hat noch einen Funken Leben in sich und wird unter tatkräftiger Mithilfe von Staffe geborgen. Wer hat die junge Frau gezwungen, in der Unterwelt zu leben und ein Kind zur Welt zu bringen und wo ist das Kind?
Nach einem anonymen Anruf findet eine Kollegin von Staffe das kleine Mädchen und dieses kommt in die Säuglingsstation. Der Vater der kleinen Grace ist aktenkundig. Der kleine Gauner managte nach eigenen Aussagen seine Frau, der eine große Zukunft als Burlesque-Tänzerin vorausgesagt wird und die in dieser Eigenschaft auch dem Detective Inspector nicht unbekannt ist, der gelegentlich in solchen Lokalen abhängt, um sich zum Einen vom lange zurückliegenden Tod seiner Eltern zu erholen und Andrerseits vom Alltagstrott abzuschalten.
Während der Ermittlungen stößt man auch auf Vernon Short, einen nicht besonders erfolgreichen Politiker, der mit Hilfe einer Organisation zum Schutz des ungeborenen Lebens, eine Resolution im Unterhaus einbringen will, die das Thema Schwangerschaftsabbruch zum Inhalt hat. Diese zwielichtige Organisation bekommt Informationen aus einem Krankenhaus, welche Frauen sich über diese Thematik beraten lassen und setzt alles daran, dass (auch gegen deren Willen) die Frauen ihre Kinder austragen. Aber weder Staffe noch seine umtriebigen Kollegen können eine kriminelle Handlung nachweisen.
Und dann verschwindet auch in Birmingham eine schwangere, junge Frau. DI Wagstaffe und seine dort amtierende Kollegin DI Alicia Flint sind überzeugt, dass diese Fälle in Zusammenhang stehen und setzen ab sofort alles daran, um Mutter und Kind zu retten.
Wagstaffe hat in diesem Roman alle Hände voll zu tun, um zwischen den einzelnen Handlungssträngen unterscheiden zu können, denn die Probleme rundum (vor allen mit den Damen) beschäftigen ihn gar zu sehr. Dass er in solchen Zeiten einem kräftigen Schluck nicht abgeneigt ist, kommt noch dazu. Er wirkt zeitweise wie ein echter Loser, kann sich aber immer wieder auf das Wichtige besinnen, auch wenn er seine Umgebung dabei ordentlich vor den Kopf stoßen muss. Creed zeichnet das Bild eines integeren Polizeibeamten, der ordentliche Polizeiarbeit leistet, aber immer wieder mit seiner Vergangenheit und seinem Umgang mit dem weiblichen Geschlecht hadert. Fast könnte man sagen, er hat für einen Briten eine fast skandinavische Einstellung zum (Roman) Leben . Dass er dabei des Öfteren eher emotionsgeladen als rationell arbeitet, ist im Endeffekt der Punkt, der ihn dem Leser sympathisch macht.
Der Autor hat die Geschichte durch viele Nebenpersonen und -handlungen stark zerhackt und deshalb gelingt es ihm auch nicht, eine konstante Spannung aufrecht zu erhalten. Kaum gerät er ins Erzählen, unterbricht er die Spannung auch schon wieder mit relativ kurzen und kalten Dialogen. Staffe selbst ist ein Beispiel dafür, dass er nur das Nötigste spricht und mehr als stiller Beobachter die Reaktionen seiner Mitmenschen auf seine Aussagen wahr nimmt. Auch und besonders die Frauen, egal ob Kriminalbeamtinnen oder Krankenschwestern, sind jedenfalls von Staffes Art sehr angetan und egal ob verdächtig oder nicht, wickelt er sie um den Finger. Das ist zwar ganz gut zur Auflockerung der Handlung, bis auf einen Fall aber relativ nutzlose Seitenfüllung.
Die Klärung des Verbrechens ist dann zwar relativ plausibel, aber schon lange vorhersehbar. Auch wenn der Autor versucht, ordentlich Action ins Schlussgeschehen zu bringen, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Wesentlichen blindes Herumtappen in langweiligen Szenen überwiegt und Spannung Mangelware ist. Aus diesem Stoff hätte man deutlich mehr machen können, aber da hat der Autor versäumt, mehr auf Polizeiarbeit und Ergebnisse Bedacht zu nehmen und etwas weniger zaghaften auf zwischenmenschlichen Beziehungen herumzureiten.
Wer englische Krimis mag, der bekommt hier einen durchschnittlichen Thriller in die Hand, der so brav gestrickt ist, dass man am Ende das Buch zur Seite legt, ohne davon im Geringsten beeindruckt zu sein.
Adam Creed, Fischer
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