Wer Böses sät
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2012
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- Paris: M. Lafon, 2009, Titel: 'Les enfants du néant', Seiten: 435, Originalsprache
- München: Blanvalet, 2012, Seiten: 412, Übersetzt: Michaela Meßner
Die seltsamen Vergnügungen der Jugend von heute
Olivier Descosse, ein ehemaliger Rechtsanwalt, hat mit "Wer Böses sät" seinen fünften Krimi geschrieben. Er zeichnet sich durch die gleichen Schwächen aus, die auch schon an den Vorgängern bemängelt wurden: es beginnt spannend, zieht sich im langen Mittelteil und endet mit einem unrealistischen und enttäuschenden Showdown. Anscheinend hat der Autor seine Grenzen gezogen und sich in ihnen eingerichtet. Weder die Sprache noch die Umsetzung des an sich vielversprechenden Plots können begeistern.
Der traumatisierte Profiler und der Serienkiller
Mit einer spannend inszenierten Geiselnahme führt der Autor seine Hauptperson, den Profiler Francois Marchand ein. Der ehemalige Psychiater ist schwer traumatisiert, seit ein ehemaliger Patient seine Ehefrau abgeschlachtet hat, um sich mit ihm zu messen. Als Wiedergutmachung ist er Profiler geworden, um andere vor dem Bösen zu schützen. Für seine halbwüchsige Tochter, die ebenfalls noch unter dem Mord leidet, findet er kaum Zeit. Marchand wird auf den Fall einer jungen Frau angesetzt, die bestialisch ermordet wurde. Während er sich ein Bild vom Opfer und dem Täter zu machen versucht, gibt es einen weiteren, ähnlich brutalen Mord an einem Jugendlichen. Ein dritter Mord bestätigt dann Marchands Theorie, dass es sich um einen Serienkiller handelt. Falsche Täter, Spuren und Theorien lassen ihn lange im Dunkeln tappen. Erst ein Zufall bringt ihn auf die richtige Spur, die eine böse Überraschung für ihn bereithält.
Die üblichen Klischees werden bedient
Olivier Descosse schildert die Handlung aus der Perspektive seiner beiden Hauptpersonen, dem Profiler Marchand und der jungen Polizistin Julia Drouot, wobei Marchand im Mittelpunkt steht. Descosses Protagonist ist kein Superheld, ganz im Gegenteil. Er ist traumatisiert und liegt mit seinen Schlussfolgerungen öfter daneben. Allerdings sind die Leiden der Hauptfigur etwas dick aufgetragen. Der seelisch beschädigte, einzelgängerische Ermittler ist ein viel zu oft bemühtes Klischee. Die patente Julia Drouot, die eigentlich nur die zweite Hauptfigur ist, kommt dagegen wesentlich überzeugender und sympathischer rüber. Auch die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen Marchant und Drouot ist ein Stereotyp. Immerhin ist sie so zurückhaltend geschildert, dass sie nicht weiter stört. Die Morde folgen dem beliebten Rezept: so ausgefallen und grausig wie möglich, aber wenigstens hält sich Descosse nicht allzu lange mit der detaillierten Schilderung selbiger auf.
Punktabzug für das unglaubwürdige Ende
Die Suche nach dem Täter und seinem Motiv macht den überwiegenden Teil der Handlung aus. Das Milieu, die Schlussfolgerungen und die Verhöre stellt Olivier Descosse sehr realistisch dar. Als ehemaliger Anwalt kann Descosse seine Kenntnisse der kriminellen Szene Frankreichs einbringen. Allerdings fördert es nicht gerade die Spannung, wenn die Spuren immer wieder in die Irre führen. Dem Autoren scheint es in seinem Krimi vor allem um die Gesellschaftskritik an verschiedenen Jugendkulturen zu gehen. Aber Betroffenheit mag sich beim Leser nicht einstellen, dazu bleiben die Kritik und die Nebenfiguren zu oberflächlich. Trotzdem ist Olivier Descosses Krimi bis hierhin guter Durchschnitt. Punktabzüge verdient Wer Böses sät aber für sein Ende. Die Auflösung und der Showdown sind unrealistisch und unglaubwürdig und anscheinend nur um des Überraschungseffektes wegen konstruiert.
Fazit: Kein Bestsellerpotential
Alles in allem ist Olivier Descosses Wer Böses sät ein klassischer Krimi, bei dem die Ermittlungsarbeit im Mittelpunkt steht und die Perspektive bei den Ermittlern bleibt. Er hält sich an die dramaturgischen Formeln, ist aber weder besonders spannend noch originell. Der Verlag bringt Descosses Krimi zu Recht "nur" als Taschenbuch heraus: "Wer Böses sät" ist gerade mal Durchschnitt.
Olivier Descosse, Blanvalet
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