Die fünfte Frau
- Zsolnay
- Erschienen: Januar 1998
- 79
- Wien: Zsolnay, 1998, Seiten: 540, Übersetzt: Wolfgang Butt
- Stockholm: Ordfront, 1996, Titel: 'Den femte kvinnan', Seiten: 473, Originalsprache
- München: dtv, 2000, Seiten: 563
- Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2004, Seiten: 6, Übersetzt: Ulrich Pleitgen, Bemerkung: gekürzt
- München: dtv, 2005, Seiten: 563
- München: Süddeutsche Zeitung, 2006, Seiten: 522
- Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2007, Seiten: 6, Übersetzt: Ulrich Pleitgen
- München: dtv, 2010, Seiten: 576
Ein Kommissar zum lieb haben
Die Geschichte "Die fünfte Frau" beginnt in Algerien, als eine unbekannte Frau sowie vier Nonnen einem Attentat zum Opfer fallen. Der Mord der fünften Frau wird von der dortigen Polizei vertuscht. Nur eine Polizistin schreibt der Tochter, dass ihre Mutter tot ist und erklärt ihr zumindest die Situation.
Schnitt. Kommissar Kurt Wallander kommt aus dem Urlaub in seine Heimatstadt Ystad (Schweden) zurück. Während seiner Abwesenheit wurde in einem Blumenladen eingebrochen, scheinbar eine Bagatelle. Der Besitzer Gösta Runfelt soll auf einer Orchideensafari in Afrika sein. Kurze Zeit später wird der ehemalige Vogeldichter Holger Eriksson aufgespießt auf neun Bambusstangen gefunden. Wallander und seine Kollegen vermuten einen Ritualmord und untersuchen Verbindungen Erikssons zur Fremdenlegion.
Schnitt. Der Leser sieht die Geschichte immer wieder aus Sicht des Mörders. Er hält Gösta Runfelt in einem Backofen eines Farmhauses gefangen.
Die Polizei tappt im Dunkeln
Schnitt. Die Ermittlungen laufen weiter, es finden Pressekonferenzen statt. Noch tappt die Polizei bezüglich des Motivs für den Mord an Holger Eriksson im Dunkeln, da wird die Leiche Gösta Runfelts an einen Baum gebunden von einem Jogger gefunden. Der Täter hat sein Opfer absichtlich leiden lassen. Auffallend ist die Akribie, mit der die Morde geplant wurden.
Schnitt. In einem Krankenhaus wird auf der Entbindungsstation eine Frau in Schwesterntracht beobachtet, die während der Nachtschicht zu einer Patientin schleicht. Die diensthabende Schwester vermutet, dass dies nicht mit rechten Dingen zugeht und teilt dies ihrem Cousin, einem Kollegen Wallanders mit. Doch dieser geht der Sache nicht nach, die Morde haben Vorrang.
Schnitt. Die Bevölkerung stellt Bürgerwehren auf, da Ystad bereits im vergangenen Sommer von einer Reihe von Morden heimgesucht wurde. Doch bevor auch dieses Problem gelöst wird, wird eine dritte Leiche in einem Sack in einem See gefunden.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Toten?
Die Spannung des Krimis rührt nicht daher, dass man nicht weiß, wer der Mörder ist. Im Gegenteil: man kann an seinen Gedanken teilhaben, weiß aber nichts genaues über seine Lebensumstände und die Identität. Die Spannung wird dadurch erzeugt, dass Wallander dem Täter auf die Spur kommt. Die Polizeiarbeit wird als harte Arbeit gezeigt, die teilweise auch ernüchternd ist und durch die der Täter immer mehr in die Enge getrieben wird.
Die Hintergründe geben den Ausschlag
Ausschlaggebend für den Leser sind die Hintergründe der Taten (warum), nicht die Frage nach dem Täter (wer). Allerdings kann die Motivation des Mörders schlecht nachvollzogen werden, der Leser muss hier sehr viel interpretieren, bis ihm am Ende eine relativ knappe Erklärung geliefert wird. Man wünscht sich hier eine tiefergehende Charakterisierung. Leider ist in der Mitte des Buches ein Spannungsdurchhänger, zumindest empfand ich es so. Man ist Wallander schon mit großen Schritten voraus. Das Buch hätte auch um rund 70 Seiten kürzer sein können.
Henning Mankell greift in seinen Romanen immer politische Umstände auf. Hier wird die Entwicklung in der schwedischen Gesellschaft thematisiert, Bürgerwehren zu bilden und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Der Leser wird mit den negativen Folgen konfrontiert.
Ein wichtiger Teil in Henning Mankells Büchern ist daneben auch, dass man am Leben von Wallander teilnimmt, die Figur wird dadurch mit Leben gefüllt. Man gewinnt den Kommissaren trotz seiner phlegmatischen Lebensplanung lieb. Auch wird immer Bezug auf die Geschehnisse aus früheren Romanen genommen. Man sollte also den Roman "Die falsche Fährte" vor "Die fünfte Frau" lesen. Der Zsolnay Verlag bringt die Bücher in Deutschland leider nicht in der zeitlich richtigen Reihenfolge heraus. Auch die Übersetzung ist nicht wirklich gelungen. Normalerweise duzen sich die Leute in Schweden. Nun wird in diesem Buch jedoch darauf hingewiesen, dass die Anreden je nach Verbindung der Personen miteinander dem deutschen Sprachgebrauch angepasst wurden. Meiner Ansicht hätte darauf verzichtet werden sollen. Der Stil ist zunächst nicht nur aufgrund der Übersetzung gewöhnungsbedürftig.
Ein lesenswertes Buch für Krimifans, sollte aber nicht als erstes der Reihe um Wallander gelesen werden. Es hebt sich deutlich von den englischen "Inspektor-Krimis" ab.
Henning Mankell, Zsolnay
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