Die Lucifer-Connection
- Evolver
- Erschienen: Januar 2011
- 1
- Wien: Evolver, 2011, Seiten: 400, Originalsprache
Schundroman mit Tiefgang
Wenn man sich das Verlagsprogramm des jungen Evolver Books betrachtet, dann weiß man sofort, dass es in Martin Comparts zweitem Krimi Die Lucifer-Connection um den Ex-Geheimagenten und Ex-Söldner und jetzigem Sicherheitsbeauftragten Gill (eine kleine Anleihe bei Richard Bradford alias McGill, DER MANN MIT DEM KOFFER) mitnichten um gefinkelte Ermittlungsarbeit und forensische Spurensicherung geht, sondern um geballte Ladungen und jede Menge Killerinstinkt.
Dabei beginnt alles so harmlos, weil dieses Arschloch von einem Generalhauptkommissar Igel einen kleinen Jungen, der seinen jungen Kater verloren hat, zu Gill geschickt hat, weil er der beste Katzensucher der Welt sein soll. Und der sonst so hartgesottene Mann wird weich und beginnt gemeinsam mit seinem zwielichtigen Kumpel "Karibik-Klaus" die Suche nach dem Kater. Wen wundert es, dass nicht nur ein Kater verschwunden ist? Harmlose Kätzchen sind bestens geeignet für Tierversuche und als Opfertiere bei satanischen Messen. Weit schlimmer ist allerdings, dass Gill und seine nymphomane Freundin von der Polizei nicht nur auf Katzenleichen stoßen, sondern auch auf ein Massengrab voller Kinder, im Wesentlichen alle vom schwarzen Kontinent und sie fehlen nirgendwo …
Gill und Alexa kommen dem Verantwortlichen für dieses Massaker zu nahe und dieser entführt Alexa nach Sierra Leone. Da bleibt auch Gill nichts Anderes übrig, als seine weltweiten Verbindungen spielen zu lassen und einen mörderischen Kriegszug in Afrika zu beginnen.
Martin Compart hat auf rund 390 Seiten die Messer gewetzt und lässt seine Helden ungeachtet jeder "Political Correctness" Tod und Verderben über die Satanisten, Frauenschänder und Kindermörder bringen. Und trotz dieser ganz und gar trashigen Lektüre bleibt dem Autor trotzdem noch die Möglichkeit, die Großkotze in Wirtschaft und Politik zu brandmarken, die sich mit ihrem Geld perversen Kindersex bis zum Mord leisten. Dass diese unterschwelligen Anklagen nicht aus der Luft gegriffen sind, weiß man spätestens seit dem Fall Dutroux. Die Vehemenz mit der Compart diese Grausigkeiten in seinem Buch schildert, rauben dem Leser stellenweise den Atem, denn es liest sich schlimmer, als man es sich vorstellen kann und doch soll es nur erfundener Trash oder Pulp oder gequirlte Kacke sein?
Für mich war Die Lucifer-Connection trotz einer höchst unglaubwürdigen Handlung ein Roman, der realer ins Bewusstsein gedrungen ist, als so mancher Spitzenkrimi. Der Leser identifiziert sich nicht mit den handelnden Personen, die während der beinharten Action für Blut in reichlichem Ausmaß sorgen, sondern mit den geschundenen Kreaturen ohne jegliche Zukunft, denen auch reichlich gespendete Entwicklungshilfe keine Kraft zum Leben gibt.
Gill und seine Mitstreiter kämpfen einen vergeblichen Kampf, egal ob im Ruhrgebiet, im Dschungel von Sierra Leone oder in den Slums von London. Auch wenn sie Teilerfolge feiern, damit das Buch auch ein Ende bekommt, so bleibt beim Leser ein schaler Beigeschmack übrig, wenn der Hydra für jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue Köpfe wachsen.
Das ist tatsächlich keine große Literatur im herkömmlichen Sinn. Die Lucifer-Connection ist ein Schundroman der besten Sorte, den man einfach wegen seiner Haudrauf-Dialektik lesen kann, in dem man aber auch zwischen den Zeilen Sozialkritik und Engagement vorgesetzt bekommt. Und dafür hat sich der Autor einen großen Leserkreis verdient.
Martin Compart, Evolver
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