Die Farm

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2002
  • 53
  • New York: Doubleday, 2001, Titel: 'A Painted House', Seiten: 388, Originalsprache
  • München: Heyne, 2002, Seiten: 5, Übersetzt: Charles Brauer, Bemerkung: gekürzt
  • München: Heyne, 2004, Seiten: 462
  • Köln: Random House Audio, 2006, Seiten: 5, Übersetzt: Charles Brauer, Bemerkung: gekürzt
Die Farm
Die Farm
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Peter Kümmel
68°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Überraschender Ausflug in andere Gefilde

Das war die beste Idee, die John Grisham jemals hatte. Nachdem in seinen letzten Romanen die Ideenlosigkeit deutlich zu Tage trat, hat der amerikanische Bestsellerautor mit "Die Farm" einen Roman gänzlich ohne Anwälte, Richter oder sonstige Juristen veröffentlicht, sondern eigene Kindheitserrinerungen verarbeitet.

Aus der Sicht des 7-jährigen Luke Chandler erzählt Grisham die Geschichte einer Farmerfamilie in Arkansas.

Es ist nur ein kurzer Abschnitt im Leben eines kleinen Jungen, die Zeit der Baumwollernte von August bis Oktober 1952. Und es ist eine harte Zeit. Denn Luke muß täglich ebenso schwer arbeiten und von früh bis spät Baumwolle pflücken wie sein Vater und sein Großvater und ebenso wie die angeworbenen Saisonarbeiter aus den Bergen und aus Mexiko.

Ein Kampf ums Überleben für die Farmer

Für die Farmer ist es Jahr für Jahr ein Kampf ums Überleben. Das Ziel jeder Erntesaison kann nur lauten, kostendeckend zu arbeiten. Die Arbeiter, die angeheuert werden müssen, sorgen dabei zusätzlich für reichlich Konflktpotential. Insbesondere Hank, der brutale Sohn der Familie Spruill, geht keinem Streit aus dem Weg. Dies führt soweit, dass er in der Stadt einen anderen Raufbold totschlägt. Luke hat die Schlägerei beobachtet und gesehen, dass es sich bei dem Totschlag nicht um Notwehr gehandelt hat, doch aus Angst vor Hank schweigt er.

Das weitere Leben der Farmer dreht sich hauptsächlich um Baseball, Kirche und Korea. Die ganze Familie sitzt zusammen, wenn abends die Spiele aus der Baseball-Liga im Radio übertragen werden. Baseball bildet außer den samstäglichen Ausflügen in die Stadt die einzige Abwechslung im Leben eines kleinen Jungen auf einer Baumwollfarm. Und Luke weiß bereits jetzt, dass er später Baseball-Profi wird. Die Chandlers sind Baptisten und der sonntägliche Kirchgang ist ebenso wichtig wie das jährliche Baseballspiel der Baptisten gegen die Methodisten.

Vermisst wird auf der Chandler-Farm der 19-jährige Ricky, der jüngere Bruder von Lukes Vater und für Luke eher ein Freund als ein Onkel. Ricky kämpft für sein Land in Korea und die Familie ist in ständiger Sorge um ihn. Auch, wenn Ricky als handelnder Charakter zwar nicht im Roman auftaucht, hat er doch eine tragende Rolle.

Die Baumwollernte 1952 wird zu einer ereignisreichen Zeit

Für Luke wird die Baumwollernte des Jahres 1952 zu einer ereignisreichen Zeit, beobachtet er doch nicht nur heimlich die Geburt eines Kindes, sondern sogar einen Mord. Doch selbst dieses Verbrechen nimmt in der Handlung nur eine Nebenrolle ein, denn wichtig ist allein die Ernte, alles andere ist nebensächlich. "Die Farm" ist kein Kriminalroman, sondern erinnert mit all seinen kindlichen Geheimnissen eher an Stephen Kings unter dem Titel "Stand by me" verfilmte Kurzgeschichte "Die Leiche".

Grisham zeigt hier völlig unerwartet, dass er durchaus das Zeug zu einem Geschichtenerzähler hat. Man spürt, dass er aus eigener Erfahrung weiß, wovon er schreibt, denn er beschreibt die Erlebnisse von Luke wirklich aus kindlicher Sicht etwas naiv und sehr sensibel und bringt auch die Atmosphäre sehr gut zur Geltung. Kleine Episoden lassen einen schmunzeln, andere wiederum sind eher erschreckend. Die festgelegten Rollen der einzelnen Familienmitglieder sind faszinierend dargestellt.

Grishams neue Stärken

Grishams gewohnter sehr einfach gehaltener Schreibstil sorgt dafür, dass sich das Buch auch ohne großartige Spannungsmomente fließend herunter lesen lässt, was allemal als Zeichen für gute Unterhaltung gesehen werden kann. Auch seine Charaktere wirken nicht so stereotyp wie gewohnt, der kleine Luke wirkt sehr lebensecht.

Grisham zeigt, dass er mit Steinbeck mehr als nur den Vornamen gemein hat, auch wenn er wohl nie dessen Klasse erreichen wird, doch lässt er mit diesem überraschenden Ausflug in eine etwas andere Literaturgattung zumindest seine beiden letzten Flops "Die Bruderschaft" und "Der Richter" etwas vergessen. Bleibt zu hoffen, dass Grisham selber seine neuen Stärken erkennt und nicht zwanghaft dort versucht weiter zu machen, wo ihm längst die Ideen ausgegangen sind.

Die Farm

John Grisham, Heyne

Die Farm

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