Das Testament
- Heyne
- Erschienen: Januar 2000
- 36
- New York: Doubleday, 1999, Titel: 'The Testament', Seiten: 435, Originalsprache
- München: Heyne, 2000, Seiten: 5, Übersetzt: Charles Brauer, Bemerkung: gekürzt
- München: Heyne, 2001, Seiten: 492
- Berlin: Ullstein, 2003, Seiten: 5, Übersetzt: Charles Brauer, Bemerkung: gekürzt
- München: Heyne, 2005, Seiten: 492
- München: Heyne, 2006, Seiten: 492
Im zweiten Teil ein untypischer Grisham
Ich habe fast alle erschienenen Romane von John Grisham gelesen. Man weiß bei Grisham von vornherein, worauf man sich einstellen kann. Seine sämtlichen Werke sind nach einem ähnlichem Schema aufgebaut. Sie spielen durchweg im Juristenmilieu. Üblicherweise übernimmt ein junger unbekannter Anwalt einen aussichtslos erscheinenden Fall, den er nach vielen Rückschlägen und hartem Kampf schließlich gewinnt. Das klingt sehr klischeehaft. Natürlich findet man bei Grisham einiges an Klischees, nichtsdestotrotz sind seine Bücher durchweg spannend und bieten doch trotz gleichbleibender Hauptthemen immer wieder etwas Neues.
Auch im Mittelpunkt von 'Das Testament' stehen wieder eine Hand voll Anwälte und das amerikanische Rechtssystem.
Der exzentrische Milliardär Troy Phelan ist schwer krank. Seine Verwandtschaft - drei frühere Ehefrauen und sechs Kinder - sorgt sich vor seinem bald bevorstehenden Tod bereits um die Erbschaft. So wird ein Termin vereinbart, bei dem er vor den versammelten potentiellen Erben sein Testament unterzeichnen soll. Drei Psychologen bescheinigen zuvor seinen gesunden Geisteszustand, damit eine Anfechtung des letzten Willens wegen Unzurechnungsfähigkeit ausgeschlossen werden kann. Troy Phelan unterzeichnet auch tatsächlich in Anwesenheit seines Anwaltes ein Schriftstück, das wie ein umfangreiches Testament aussieht. Aber Phelan macht allen einen Strich durch die Rechnung. Kurz nach der Unterzeichnung zückt er ein neues, wesentlich kleineres Dokument, gibt es dem Anwalt und stürzt sich aus dem Fenster.
In Erwartung der großen Erbschaft verhalten sich alle genauso, wie Troy Phelan das vorausgesehen hat. Einkaufen im großen Stil ist an der Tagesordnung. Bei der Testamentsverlesung aber kommt das große Erwachen: Seinen ehelichen Kindern erstattet er nur ihre Schulden bis zum Zeitpunkt seines Todes. Auf allen danach aufgenommen Kredite sollen die Kinder sitzen bleiben. Sollten die Erben das Testament anfechten, sollen sie leer ausgehen. Die Haupterbin ist seine uneheliche Tochter Rachel Lane, von deren Existenz bisher keiner wusste. Sie soll irgendwo im brasilianischen Urwald als Missionarin unter Indianern leben.
Nun beginnt der zweite Teil des Romans, eher Grisham-untypisch. Nate O'Riley, ein ehemals erfolgreicher alkoholabhängiger Anwalt, der gerade seine vierte Entziehungskur macht, soll die Erbin auffinden.
Dieser als Dschungelabenteuer geschriebene Abschnitt ist für mich der beste Teil des Buches. Jedoch hätte der Autor gerade hier noch mehr draus machen können.
Viel mehr möchte ich vom Inhalt nicht mehr verraten. Nur soviel: Natürlich findet Nate die Millionenerbin. Doch wie wird sie reagieren?
Thema dieses Romans ist natürlich wie immer Geld, jedoch auch Abenteuer und Religion. Dennoch ist das Buch nicht ganz so spannend wie seine früheren Werke.
Zunächst fehlt der typische Protagonist. Erst später wird Nate O'Riley dem Leser sympathischer und gerät so nach und nach in diese Rolle hinein. Rachel Lane hat dagegen zu wenige Auftritte, um diese Rolle übernehmen zu können, ist aber im Prinzip der einzige rein positiv besetzte Charakter des ganzen Buches. Dagegen stehen mit der kompletten restlichen Erbengruppe und ihren Anwälten eine große Gruppe fast rein negativer Charaktere.
Wer Grisham noch nicht kennt, sollte vielleicht gerade, weil es nicht zu seinen stärksten Werken gehört, mit diesem Buch anfangen und sich dann zu seinen besseren vorabeiten.
Wie alle Grisham-Bücher flüssig geschrieben eignet sich das Buch zum Lesen in zwei bis drei Tagen.
John Grisham, Heyne
Deine Meinung zu »Das Testament«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!