Redcliff Bay Mysteries

Rezension von Carola Krauße-Reim (11.2021)

Ein Krimi-Spiel mit vier Fällen

Der Kosmos Verlag hat mit „Redcliff Bay Mysteries“ ein Krimi-Spiel auf den Markt gebracht, das neben einfachen Regeln vor allem durch schräge Charaktere und ausgefeilte Kriminalfälle punkten soll. Den beiden Autoren Matthias Prinz und Martin Kallenborn ist es außerdem „stets wichtig, Emotionen und Spannung an den Spieltisch zu bekommen“. Ob das funktioniert, haben wir ausprobiert.

Redcliff Bay wird von der Viper heimgesucht

Schon seit vielen Jahren jagt Scotland Yard die Viper – einen Meisterdieb, den noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Jetzt, am 5.6.1888, treibt er im idyllische Küstenstädtchen Redcliff Bay sein Unwesen. Das Ministerium für Mysteriöses wird eingeschaltet und wir als seine Mitarbeiter müssen an den Tatort um zu ermitteln. Unterstützt werden wir vor Ort von Inspektor Frenchman. Die vier Fälle bauen aufeinander auf, der Schwierigkeitsgrad und die Komplexität erhöhen sich von Fall zu Fall, ebenso die Spieldauer. Die liegt bei durchschnittlich 60 Minuten, wobei man das Spiel auch sehr gut alleine spielen kann und damit den ansonsten unausweichlichen und eventuell langwierigen Diskussionen entgeht. Das Mindestalter von 12 Jahren ist gerechtfertigt, da das gesamte Konzept für Jüngere wenig ansprechend sein dürfte.

Fall 1 ist ein Tutorial

Der erste Fall ist als Tutorial angelegt, was bedeutet, dass er als Fall fast nicht zu werten ist. Die Spielzüge, die eigentlich simpel und immer gleich sind, müssen erst durch lesen der Anweisung einstudiert werden, was viel Schwung aus dem Spiel nimmt. Die Lösung war dann auch so einfach, dass ich meine Mitspieler nicht mehr zu weiteren Fällen animieren konnte. Doch, das ist wie gesagt kein Hinderungsgrund, denn „Redcliff Bay Mysteries“ muss zum einen nicht an einem Stück durchgespielt werden und zum anderen funktioniert es sehr gut auch als Solospiel. Die Fälle 2 bis 4 hatten den gleichen Aufbau, waren etwas komplizierter, haben mich jedoch auch nicht wirklich begeistert.

Relativ unübersichtlich und wenig spannend

Das sehr gut designte Spiel besteht aus einem ansprechenden Spielbrett mit Ortsangaben und unterschiedlich schön aufgemachten Karten zu z.B. Personen, Hilfe, Finale und Orten, wobei man kann immer nur an einem Ort zur selben Uhrzeit sein kann, es sei denn man setzt eine Aktions-Scheibe ein. Im Laufe der Ermittlungen erhält man immer neue Hinweise, muss entscheiden wen man zu was verhört oder welches Objekt betrachtet werden soll.

Am Schluss ermittelt man den vermeintlichen Täter. Ob es der richtige ist, kann man ebenfalls anhand einer Karte feststellen. Falls man daneben liegt, kann das Spiel zurückgesetzt und von vorne begonnen werden. Da die Fälle aber relativ simpel sind, war das bei mir (leider) nie der Fall. Was wiederum bedeutet, dass das Spiel für mich für alle Zeiten ausgespielt ist und nur von Unwissenden noch einmal angegangen werden kann.

Dass aber eine Erweiterung vom Verlag schon einmal ins Auge gefasst wurde, zeigt die Rückseite des Spielbrettes, die in der jetzigen Version völlig unnötig ist und überhaupt keine Rolle spielt (ein wenig verwirrend ist das schon). Der Spielverlauf kam mir manchmal etwas unübersichtlich vor, die Aktionen waren nicht zwingend genug, ließen einfach zu viel Spielraum um wirklich nur langwierig hinterfragt Sinn zu ergeben. Dadurch wurde zu viel Spannung und Schwung aus dem Spiel genommen, das daher vielleicht doch eher für jugendliche Krimi-Neulinge als für Krimi-erprobte Oldies geeignet ist.

Fazit

„Redcliff Bay Mysteries“ ist ein optisch hervorragend aufgemachtes Krimi-Spiel. Mich haben jedoch weder die Fälle noch der Aufbau überzeugt, sodass ich leider nur eine Empfehlung für Neueinsteiger in Sachen Krimi-Spiel aussprechen kann, für Kenner dieser Spielrichtung dürfte es einfach zu simpel sein.

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Fotos: Kosmos

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