Eva Almstädt

06.2018 Thomas Gisbertz traf Eva Almstädt bei einer Lesung in Nettetal-Hinsbeck und sprach mit ihr über ihren neuen Krimi "Ostseerache".

Krimi-Couch.de:
Frau Almstädt, in Ihrer Reihe um die Kriminalhauptkommissarin Pia Korittki musste sich die Hauptfigur bereits einigen Herausforderungen stellen. Was kommt in »Ostseerache« auf sie zu? Was erwartet die Leser?

Eva Almstädt: 
Ich möchte natürlich nicht zu viel verraten, aber es gibt eine Überraschung. Das Privatleben der Kommissarin wird fortgesetzt. So macht ihr Freund Lars – soviel sei gesagt – Pia einen Heiratsantrag. Auch die Geschichte mit ihrem Sohn geht weiter. Felix ist eifersüchtig, weil sein Vater und dessen neue Frau ein Baby bekommen haben. Und der Kriminalfall spielt eine wichtige Rolle und stellt für Pia wieder eine Herausforderung dar.

Krimi-Couch.de: 
Wie sind sie damals auf die Idee zu Ihrer Reihe mit Pia Korittki gekommen?

Eva Almstädt: 
Als ich damit angefangen habe, gab es die so genannten Regionalkrimis noch nicht. Ich habe schon immer gerne britische Krimis gelesen. Mir hat sich dann die Frage gestellt: Kann ich diese Grundidee – besonders, dass die Fälle im ländlichen Milieu spielen – nicht auf Deutschland übertragen?

Krimi-Couch.de: 
Mit »Ostseerache« erschien bereits der 13. Roman um diese Ermittlerin. Fällt es Ihnen mittlerweile schwerer, Ideen für einen neuen Fall zu finden?

Eva Almstädt: 
Ja. Als ich die Krimireihe begonnen habe, hatte ich eine Menge Ideen im Kopf, die mich interessiert haben und über die ich irgendwann einmal schreiben wollte. Davon habe ich jetzt natürlich schon einiges abgearbeitet. Ich bin immer auf der Suche nach der einen Sache, auf der ich den Fall aufbauen kann. Aber dies wird sicherlich nicht leichter.

Krimi-Couch.de: 
Finden Sie denn auch Ideen, wenn Sie Zeitung lesen oder Fernsehen schauen?

Eva Almstädt: 
Nein, tatsächlich eher weniger. Mir kommen meistens Ideen, wenn ich mit Menschen rede, zum Beispiel, wenn diese mir kleine Episoden aus ihrem Leben erzählen. Das müssen aber nicht unbedingt Verbrechen sein. Ich fahre aber auch gerne durch die Gegend, recherchiere, gucke mir Orte an – und plötzlich kommen mir Ideen für einen neuen Fall.

Krimi-Couch.de: 
Eva Korittki ist bereits mehr als 14 Jahre Teil Ihres Lebens. Können Sie eigentlich noch ohne Sie leben oder ist sie schon längst ein Teil von Ihnen geworden?

Eva Almstädt: 
Es wäre sicherlich ein wehmütiger Abschied, wenn ich plötzlich damit aufhören würde. Es würde mir in der Tat sehr schwer fallen, mich von Pia zu trennen, aber dann käme etwas Neues, auf dass ich mich konzentrieren kann. Grundsätzlich kann ich mir aber ein Leben ohne Schreiben überhaupt nicht vorstellen.

Krimi-Couch.de: 
Ermittler und Kriminalkommissare gibt es in der Literatur wie Sand am Meer. Was ist das Besondere an Pia Korittki?

Eva Almstädt: 
Pia ist schon ein spezieller Charakter. Dabei habe ich das so gar nicht geplant. Die Figur ist eher ganz intuitiv entstanden. Ich habe einen Menschen in meinem Bekanntenkreis, der so etwas wie ein Vorbild für Pia war. Diese Person hat ganz viel zu Pia beigetragen.

Krimi-Couch.de: 
Pia Korittki ist auch eine Figur, die sehr selbstbewusst und selbstbestimmt auftritt und letztendlich ihr Privatleben dem Beruf immer überordnet.

Eva Almstädt: 
Das ist ja auch eine typische Frauenproblematik – dieser Konflikt zwischen Privatem und Beruflichen ist allgegenwärtig und interessiert die Menschen. Deswegen lesen wohl auch so viele Frauen meine Romane.

Krimi-Couch:
Warum haben Sie Lübeck bzw. die Ostsee als Ort Ihrer Romane gewählt und nicht etwa Hamburg, Ihre Heimatstadt? Welchen Vorteil bietet für Sie das Setting in dieser Region?

Eva Almstädt: 
Als ich meinen ersten Roman schrieb, wohnte ich in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein. Mein Blick richtete sich als Städterin auf diesen Ort und seine Bewohner – und deren Blicke richteten sich auf mich. Genau dasselbe habe ich dann in meinem ersten Roman gemacht: Pia kommt aus der Stadt in ein kleines Dorf und muss erst einmal schauen, wie dort das soziale Gefüge ist. Es ist ein spannende Herausforderung, das ländliche Milieu zu erkunden und zu beschreiben. Die Beziehungen in einem kleinen Ort auszuloten, wo die Menschen sich nicht einfach ausweichen können. Sie müssen irgendwie miteinander klarkommen.

Krimi-Couch: 
Sie haben nach Ihrem Abitur eine Ausbildung als Raumausstatterin gemacht und später Innenarchitektur studiert. Inwieweit hilft Ihnen dies bei Ihrer heutigen Arbeit?

Eva Almstädt: 
Lustigerweise hilft mir das sehr. Die handwerkliche Ausbildung nach der Schule war zunächst ein absolut neues Erlebnis für mich. Vor allem, weil ich ganz neue Menschen und neue Lebensentwürfe kennenlernen durfte. Ich war damals übrigens die einzige Frau in einer Werkstatt mit 20 Männern. Dies spielt auch in den ersten Roman etwas rein. Und Architektur vieles gemein mit der Konstruktion eines Romans. Ich plane einen Roman heute genauso, wie ich damals die Küchen geplant habe (lacht).

Krimi-Couch: 
Wie darf man sich denn dann Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

Eva Almstädt: 
Ich bin wohl recht diszipliniert. Das war früher – als meine Kinder noch kleiner waren – noch extremer. Morgens gegen acht Uhr, sobald sie im Kindergarten oder in der Schule waren, habe ich die Zeit genutzt, um konzentriert zu schreiben. Nachmittags habe ich nur noch Recherche betrieben, Lesungen geplant oder E-Mails bearbeitet. Ich habe dies bis heute so beibehalten. Disziplin ist das A und O, wenn man einen Roman fertigbekommen möchte.

Krimi-Couch: 
Inwieweit haben Sie beim Schreiben eines Korittki-Falls bereits den nächsten Roman im Kopf?

Eva Almstädt: 
Da ich die Charaktere gerne weitererzählen möchte, muss ich mir beim aktuellen Fall natürlich immer überlegen, wie es mit Pia weitergehen soll. Aber ich plane das meistens nur so ein bis zwei Fälle im Voraus.

Krimi-Couch: 
Sie haben sich 2013 mit »Dornteufel« auch einmal auf das Terrain des Thrillers begeben. Darf man von Ihnen hiervon in Zukunft noch mehr erwarten?

Eva Almstädt: 
Ich würde gerne wieder in diesem Bereich schreiben, denn die Arbeit daran hat mir sehr viel Freude gemacht. Ich halte »Dornteufel« auch für mein bestes Buch. Aber solange die Serie erfolgreich ist und sie mir Spaß macht, werde ich zunächst daran weiterarbeiten.

Krimi-Couch: 
Wie wichtig ist Ihnen der direkte Kontakt mit Ihrem Lesepublikum?

Eva Almstädt: 
Es macht großen Spaß, wenn man die Leser tatsächlich kennenlernt. Ich freue mich auch, wenn ganz junge Zuhörer bzw. Leser dabei sind. Es gibt ganz verschiedene Leute, die meine Romane lesen, und es ist unglaublich spannend, das zu sehen. Ich hatte neulich sogar eine Schülerpraktikantin bei mir, die die Bücher bereits gelesen hatte.

Das Interview führte Thomas Gisbertz im Juni 2018.
Foto: © Krimi-Couch.de / Literatur-Couch Medien GmbH & Co. KG

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