Vincent Kliesch und Sebastian Fitzek

05.2019 Aktuell erscheint der Thriller „Auris“ um den akustischen Profiler Matthias Hegel und die junge True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge in den Buchläden. Ungewöhnlicher könnte dabei die Entstehung eines Thrillers kaum sein: Die Idee zu dem Projekt stammt von Sebastian Fitzek, verantwortlicher Autor des Romans „Auris“ ist Vincent Kliesch, wobei das Werk in Zusammenarbeit beider Bestseller-Autoren entstanden ist. Thomas Gisbertz von der Krimi-Couch sprach mit den beiden Bestseller-Autoren.

Sebastian hat diese besondere Mischung aus Kreativität und Verständnis für das Handwerk. Wenn man so will, dann war er Meister Yoda und ich Luke Skywalker: „Geduld haben du musst, dann gut das Buch werden es wird.“

Krimi-Couch:
Herr Kliesch, seit Ihrem Bestseller „Die Reinheit des Todes“ sind Sie im Thriller-Genre kein Unbekannter mehr. Was hat Sie an der Zusammenarbeit mit Ihrem Freund und Autorenkollegen Sebastian Fitzek so gereizt? Mehr die Idee des Romans oder die Möglichkeit, mit einem der bekanntesten deutschen Thriller-Autoren arbeiten zu können?

Vincent Kliesch:
Beides. Sebastian hatte eine dieser „Warum fällt mir so was nicht ein?“-Ideen, und ich war sofort Feuer und Flamme dafür, Matthias Hegel und Jula Ansorge zum Leben zu erwecken. Es ist ein ja ein Privileg, mit so jemandem wie Sebastian Fitzek arbeiten zu dürfen, der Mann ist so unglaublich erfolgreich. Ich hab viel gelernt, und eigentlich war jede einzelne Stunde eine Stunde pure Inspiration für mich.

Krimi-Couch:
Im Nachwort schreiben Sie, Sebastian Fitzek habe „Auris“ mit „wachem Supervisor-Blick im Auge behalten“, bis Sie gemeinsam das Beste aus der Geschichte herausgeholt hätten. Das klingt ein bisschen nach Mentor-Schüler-Verhältnis. Kann man das so sagen?

Vincent Kliesch:
Das ist eine passende Formulierung. Sebastian hat diese besondere Mischung aus Kreativität und Verständnis für das Handwerk. Wenn man so will, dann war er Meister Yoda und ich Luke Skywalker: „Geduld haben du musst, dann gut das Buch werden es wird.“ 

Krimi-Couch:
Herr Kliesch, wie schwer fiel es Ihnen, eigene Ideen einzubringen, wenn Ihnen ein Bestseller-Autor wie Sebastian Fitzek im Nacken sitzt? Wo wird innerhalb des Romans Ihre Handschrift am deutlichsten?

Vincent Kliesch:
Sie haben recht, Fitzek hatte ständig die Peitsche in der Hand! Nein, natürlich nicht.  Uns war beiden wichtig: „Alles für das Buch!“. Wir haben die bessere Idee genommen, egal, von wem sie kam. Das war schon oft von Sebastian, gebe ich ja zu, aber auch immer öfter von mir. Dabei hat er meine Einfälle häufig noch von „gut“ auf „wow!“ verbessert. Meine Handschrift erkennt man, denke ich,  am besten in einer klaren, aufgeräumten Sprache, die auch für meine bisherigen Thriller typisch war. Und meinem etwas speziellen Humor.

Vincent ist ein Anders-Denker, das hat unsere Zusammenarbeit sehr befördert. Was wirklich ganz besonders und was ich schätze ist, dass er eine Idee nicht nur deshalb durch boxen will, weil es seine ist, sondern es auch ihm immer um die gute Story geht.

Krimi-Couch:
Die Reihe um den forensischen Phonetiker Matthias Hegel und die True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge wird fortgesetzt. Herr Kliesch, wird dies erneut eine Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Sebastian Fitzek werden oder dürfen Sie zukünftig „freier“ agieren? Können Sie schon etwas über den Inhalt verraten?

Vincent Kliesch:
Auris ist und bleibt eine Zusammenarbeit zwischen Sebastian und mir. Tatsächlich arbeite ich jetzt aber etwas freier als beim ersten Teil, was vor allem daran liegt, dass wir die Figuren und ihre Geschichten ja schon entwickelt haben. Jetzt plotten wir nur noch die Handlung: Hegel wird es erneut gelingen wird, Jula in einen mysteriösen Fall zu verwickeln. Ein Baby verschwindet spurlos aus seiner Wiege und die einzige Spur ist ein abgebrochener Notruf der Mutter, der von einem Handy kommt, dessen Herkunft Schreckliches ahnen lässt ...

Krimi-Couch:
Sie haben über drei Jahre am Buchprojekt „Auris“ gearbeitet. Eine sehr lange Zeit. Gab es da nicht auch ab und an Spannungen zwischen Ihnen beiden?

Vincent Kliesch:
Davon müsste man wohl ausgehen, aber ganz ehrlich: Null! Ich habe noch nie in meinem Leben mit einem Menschen zusammengearbeitet, der freundlicher, konstruktiver und gelassener ist als Sebastian Fitzek. Wir haben viel gelacht und Schokolade gegessen. Er ist auch vollkommen uneitel, da konnte es gar nicht zu Reibereien kommen.

Sebastian Fitzek:
Wie Sie sehen oder besser lesen, ist Vincent sehr zuvorkommend. Aber es stimmt, was er sagt. Wenn es tatsächlich mal „spannend“ zwischen uns wurde, dann hatte das mit der Geschichte zu tun. Und das mit dem uneitel kann ich nur zurück geben, das passte also super. Nur unseren Schokoladenkonsum müssen wir in Zukunft drastisch reduzieren, sonst muss mich noch öfter von meinem Trainer quälen lassen, um die Kilos wieder wegzubekommen. Ein Kilo pro Buch reicht!

Krimi-Couch:
Eine letzte Frage an beide: Was schätzen Sie am jeweils anderen besonders?

Vincent Kliesch:
Der Mann ist so nett, wie alle sagen, er ist lustig, selbstironisch, was ich besonders an jemandem schätze, hat keinerlei Starallüren, ist immer fair (auch, wenn er Kritik äußert), großzügig und behandelt jeden Menschen mit Respekt und Freundlichkeit. Reicht das?
 
Sebastian Fitzek:
Vincent ist ein Anders-Denker, das hat unsere Zusammenarbeit sehr befördert. Was wirklich ganz besonders und was ich schätze ist, dass er eine Idee nicht nur deshalb durch boxen will, weil es seine ist, sondern es auch ihm immer um die gute Story geht. Er ist ungeheuer fleißig und verlässlich. Woran er noch arbeiten könnte, ist seine Aufstehzeit. Wenn Sie mit Vincent Kliesch arbeiten, fangen Sie so ungefähr um 12 Uhr mittags an, dann allerdings auch gern von ihm aus bis Mitternacht. Das ist nicht gerade familienfreundlich

Das Interview führte Thomas Gisbertz im Mai 2019.
Foto Vincent Kliesch: © Thomas Duffé
Foto Sebastian Fitzek: © Gene Glover

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