04.2022
Wer war Patricia Highsmith?
Berlin (dpa) - Als Patricia Highsmith ihre lesbische Neigung noch nicht voll auslebte und ihrer Mutter zuliebe einen Mann datete, fand sie es nicht schön, ihn zum Abschied zu küssen. «Es ist, als fiele man in einen Eimer voller Austern.»
Da war der amerikanischen Schriftstellerin (1921-1995) vielleicht noch nicht klar, dass sie im Lauf ihres Lebens viele, viele Frauen küssen würde. Oder dass sie mit Romanen wie «Der talentierte Mr. Ripley» Weltliteratur schaffen würde.
Von ihrem Leben handelt die Dokumentation «Loving Highsmith», die am 7. April in die Kinos kommt. Darin erwarten die Zuschauer spannende Einblicke in die Gedankenwelt der Autorin, die für ihre psychologisch tiefgründigen Romane oft als die anspruchsvollste Kriminalautorin der Welt gefeiert wurde. Die Doku basiert auf ihren Tage- und Notizbüchern, die erst nach ihrem Tod in einem Wäscheschrank in ihrem Haus entdeckt wurden.
Passagen aus den Büchern, die von Maren Kroymann gelesen werden, stehen neben Interviews mit früheren Freundinnen und Highsmiths Familie sowie Szenen aus den weltberühmten Verfilmungen ihrer Romane.
Ersten literarischen Erfolg hatte Highsmith 1950 mit dem Thriller «Zwei Fremde im Zug», verfilmt von Alfred Hitchcock. Zwei Jahre später veröffentlichte sie unter einem Pseudonym einen Roman über eine lesbische Beziehung, der deutsche Titel lautet «Carol».
Im Alter verbittert
Lange versteckte sie ihre Neigung. Dass sie lesbisch ist, weiß nicht einmal ihre Familie in Texas. Unglaublich: Die Zeit, in der Highsmith aufwuchs, war eine, in der man nicht-heterosexuelle Liebe nur hinter verschlossenen Türen ausleben konnte.
Bevor «Carol» veröffentlicht wird, zieht Highsmith nach Europa, wechselte in den folgenden Jahren immer wieder ihren Wohnort und folgte dabei teils auch ihren Geliebten. Über Jahrzehnte hinweg veröffentlichte Highsmith von da an regelmäßig Romane, insgesamt mehr als 30.
Weniger Erfolg als mit ihrem literarischen Schaffen hatte die unermüdliche Schreiberin in der Liebe. Die Aussagen ehemaliger Liebhaberinnen in der Doku sind spannend und liefern auch ein Stück Zeitgeschichte. Im Alter schien sie immer verbitterter zu werden. Bevor sie starb, wohnte Highsmith zurückgezogen in einem Tessiner Dorf - umgeben nur von ihren Katzen und ihrer Schneckenzucht.
- Loving Highsmith, Schweiz/Deutschland 2022, 83 Minuten, FSK 12, von Eva Vitija, u.a. mit der Stimme von Maren Kroymann.
Quelle: dpa
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