Troppo - Staffel 1
Serien-Kritik von Carola Krauße-Reim (07.2024) / Bilder: © PIDAX / Daniel Asher Smith
Packender Aussie Krimi
Die Australierin Candice Fox lieferte mit ihrem Krimi „Crimson Lake“ die Vorlage für diese 1. Staffel von „Troppo“. Fox veröffentlichte 2014 ihren ersten Krimi, der gleich mit Begeisterung gefeiert wurde. Mittlerweile hat sie mehrere Stand-Alones und drei Reihen geschrieben, die alle zu Bestsellern wurden. Die „Conkaffey-Pharell-Reihe“ begann mit dem Titel „Crimson Lake“, der 2017 erstmals auf Deutsch erschien und inzwischen mit „Redemption Point“ und „Missing Boy“ zwei Fortsetzungen erhielt.
Getting Crazy in the heat of Queensland
Queensland im Norden Australiens: Der Koreaner Jong Min, ein genialer IT-Entwickler, verschwindet spurlos. Doch die Bewohner des kleinen Städtchens zwischen Zuckerrohrfeldern und Mangrovenwäldern müssen noch mehr verkraften. Aus unerfindlichen Gründen ist einer der ihren ganz gezielt in den Fluss gesprungen und einem Krokodil quasi ins Maul geschwommen.
Es sieht so aus, als wären so einige „troppo“ - leicht verrückt durch die Hitze. Privatdetektivin Amanda Pharell wird mit der Suche nach Jong Min beauftragt. Doch es ist ihr erster großer Fall, vermisste Haustiere waren bis jetzt ihr Tagesgeschäft, und so bittet sie den Ex-Polizisten Ted Conkaffey um Hilfe. Schnell können die beiden eine erste Spur finden, aber die führt nur zu einem Teil des Vermissten.
Figuren und Atmosphäre punkten
Der Vermisstenfall ist spannend und hält so einige unvorhersehbaren Wendungen parat, doch das eigentliche ganz große Plus der 1. Staffel von „Troppo“ sind die beiden Ermittler und die Atmosphäre des hitzeflimmernden Queensland. Zwischen riesigen Zuckerrohrplantagen, nahezu undurchdringlichen Mangrovensümpfen und einem Krokodil-verseuchten Fluss angesiedelt, kann das Setting eigentlich kaum mehr Ausstrahlung besitzen. Die Besonderheiten dieses Landstriches werden noch durch die Atmosphäre des kleinen Städtchens ergänzt, dessen Einwohner zwar manchmal etwas pauschal erscheinen, aber nichts desto trotz das Leben im Norden Australiens repräsentieren.
Was aber garantiert besonders ist, sind die beiden Ermittler. Ted Conkaffey versucht seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, in der er fälschlicherweise als Kinderschänder gebrandmarkt wurde. Amanda Pharell saß lange Jahre im Gefängnis, weil sie einen Mord begangen haben soll, in genau der Stadt, in der sie heute wieder lebt. Die Außenseiterrolle schweißt die beiden ungleichen Charaktere zusammen, die in der kleinen Gemeinschaft immer wieder auf Ablehnung und sogar brutalen Hass stoßen. Mit Nicole Chamoun und Thomas Jane haben zwei hochkarätige Mimen die Hauptrollen übernommen. Beide verkörpern sehr überzeugend die am Rande des Zusammenbruchs stehenden Hauptfiguren, die immer mit dem Fall und auch mit sich selbst zu kämpfen haben.
Krokodile und andere Täter
Eigentlich untersuchen Pharell und Conkaffey neben dem Verschwinden von Jong Min einen weiteren Fall, denn keiner provoziert die Krokodile, bloß um dann fast nackt in den Fluss zu springen. Und genau das hat einer der wenigen Freunde Pharells getan. Die beiden Ermittler kommen auf Spuren, die vielleicht besser im Dunkeln geblieben wären und die zumindest Amanda stark zusetzen.
Bei den Ermittlungen zum Fall Jong Mins müssen sie sich zudem mit der örtlichen Polizei arrangieren, die den beiden nicht gerade wohlwollend begegnet. Auch hier tun sich Spuren auf, die mehrmals in die falsche Richtung führen und zum Ende hin sogar Amandas Tat in einem anderen Licht darstellen. Doch was zum Schluss der Grund für den grausamen Tod des IT-Spezialisten ist, kann man wirklich nicht voraussehen.
Candice Fox hat „Crimson Lake“ mit Themen vollgestopft, die schon einzeln für einen eigenen Krimi gut gewesen wären. Doch was sich anhört, wie eine Überfrachtung, ist ein spannender Thriller, der packt und nicht mehr loslässt. Nach den mehr als 7,5 Stunden Krimivergnügen muss man erst einmal wieder in einer Realität ohne Krokodile und Zuckerrohrfelder ankommen und man kann nicht umhin, sofort nachzusehen, wann die 2. Staffel von „Troppo“ kommen soll – angeblich 2024.
Fazit
Ein packender Krimi, der hauptsächlich von den Figuren und der Atmosphäre des tropischen Queensland lebt. Unvorhergesehene Wendungen und falsche Fährten machen aber auch den Plot zum Vergnügen und nach dem überraschenden Schluss bleibt nur eine Frage offen: Wann kommt die nächste Staffel mit dem ungewöhnlichen Ermittlerpaar Pharell und Conkaffey?
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Bilder: © PIDAX / Daniel Asher Smith
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