Film:
„Psycho“ – 1998

Krimi-Couch Spezial von Marcel Scharrenbroich

AUSGEBUHT!

1998 geschah dann DAS, womit niemand wirklich gerechnet hatte und wonach auch niemand wirklich gefragt hatte… Alfred Hitchcocks unantastbarer Thriller-Klassiker wurde „neu“ verfilmt! In Hollywood ein alter Hut und heutzutage besteht der Großteil aller neuen Kino-Veröffentlichungen sowieso nur aus Fortsetzungen und Remakes, doch es gibt allerdings Stoffe, von denen man die Finger lassen sollte: „Zurück in die Zukunft“ beispielsweise. Zwar haben die Macher der Kult-Trilogie testamentarisch festgelegt, dass selbst nach deren Ableben die Rechte nicht abgegeben werden dürfen, doch man kann nie wissen was passiert, wenn der Studioboss persönlich mit dem prallgefüllten Geldkoffern auf der Matte steht. Sollte es also tatsächlich irgendwann mal soweit kommen, fahre ich persönlich zu den Verantwortlichen und verspeise vor deren Augen das Drehbuch… inklusive aller existierenden Kopien. Ich mache auch vor Festplatten und USB-Sticks nicht halt! Wenn wir schon dabei sind, auch bitte NIE meine Lieblingskomödie „Meine teuflischen Nachbarn“ anrühren. Wie ich Hollywood kenne, würden dann Dwayne Johnson, Jason Statham und Melissa McCarthy die Hauptrollen spielen… und Adam Sandler den Sardinen-Feinschmecker Hans.

Selbstverständlich gibt es auch positive Remake-Beispiele, wie David Cronenbergs „Die Fliege“, Brian De Palmas „Scarface“ oder John Carpenters Sci-Fi-Meisterwerk „The Thing“. Zu dieser Kategorie gehört die Neuverfilmung von „Psycho“ allerdings NICHT! Mehr noch, ist es wohl das unnötigste Remake, welches je das Licht der Welt erblickt hat. Regisseur Gus Van Sant, der Musik-Videos für David Bowie, Elton John und die Red Hot Chili Peppers in Szene setzte und Regie bei den mehrfach ausgezeichneten Dramen „Good Will Hunting“, „Forrester – Gefunden!“ und „Milk“ führte, stützte sich auf eben jenes Drehbuch von Joseph Stefano, welches auch schon Alfred Hitchcock für seine Version verwendete. So kam 1998 eine plumpe 1:1-Kopie des Klassikers in die Kinos, welche uninspiriert und ideenlos wirkte. Nicht mal im Ansatz konnte Van Sants Abziehbild in die Nähe des großen Vorbilds kommen. Einen Klassiker Szene für Szene zu kopieren war der erfolglose Versuch, dem Remake-Trend neue Impulse zu entlocken… was erfreulicherweise gründlich misslang. Vielleicht verstehe ich den Sinn eines Remakes nicht richtig, aber sollte es nicht so sein, dass eine Neuverfilmung einen bestimmten Stoff für ein neues Publikum, eine neue Generation aufbereitet? Zeitgemäßer gestaltet? Neue Aspekte herausarbeitet und eventuell den Fokus anders setzt? Einem Werk eine eigene Handschrift verpasst? DAS würde Sinn machen… nicht ein bald 40 Jahre altes Drehbuch verwursten und versuchen, sich mit einem Meister-Regisseur zu messen, dessen Klasse man eh nicht erreichen und den man schon gar nicht imitieren kann.

So kam es, dass sowohl Publikum als auch Kritiker „Psycho“ kräftig abwatschten und es am Ende sogar Anti-Oscars - die „Goldene Himbeere“ – für die mehr als unnötige Produktion regnete. Da konnten auch gestandene Schauspieler, wie Vince Vaughn, der als Norman Bates zwar näher an der Roman-Vorlage von Robert Bloch war, Anthony Perkins aber charismatisch haushoch unterlegen ist, Anne Heche in der Rolle von Marion Crane, für die es auch eine „Razzie“-Nominierung als schlechteste Schauspielerin gab und der immer gern gesehene William H. Macy als Detective Milton Arbogast nichts mehr retten. An der Star-Power hat es wahrlich nicht gefehlt, zumal auch Julianne Moore, Viggo Mortensen und Robert Forster zum Cast gehörten, was beweist, dass du halb Hollywood in einen Film stopfen kannst, dieser aber trotzdem mit Vollgas vor die Wand brettert, wenn es an Eigeninitiative und vor allem an Kreativität mangelt, beziehungsweise gänzlich fehlt. Und in einer banalen 1:1-Adaption findest du halt beides nicht. Wir Zuschauer schauen uns ja ziemlich viel an, sind gerne offen für neue, frische Ideen und haben auch weiß Gott schon für ziemlich viel Schrott Kino-Tickets gekauft… aber VERARSCHEN lassen wir uns nicht. Ich habe fertig.

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Cover und Fotos: © TURBINE Medien
Foto "Alfred Hitchcock": © istock.com/PictureLake

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