Das Erwachen der Jägerin
Film-Kritik von Carola Krauße-Reim (08.2024) / Titelbild: © 2023 Lionsgate
Vorhersehbarer Survival-Thriller.
Helena lebt mit ihren Eltern in einer einsamen Blockhütte in weitläufigen Mooren. Kontakt zur Außenwelt hat sie nicht. Ihr Vater nennt sie „Kleiner Schatten“ und lehrt ihr das Überleben in der Wildnis. Ihre Mutter spielt in dieser Zweisamkeit kaum eine Rolle. Doch dann flieht ihre Mutter mit Helena. Ihr Vater stellt sich als Psychopath heraus und bekommt eine sehr lange Haftstrafe. Aber nach 18 Jahren kann er fliehen und bedroht nun Helenas mühsam aufgebaute Existenz. Um Mann und Kind zu schützen, stellt sie sich dem Vater.
Der Moorkönig und seine Tochter
Die Vorlage zum Film ist der Thriller „Die Moortochter“, das Roman-Debüt der US-Amerikanerin Karen Dionne. Die Schriftstellerin lebte selbst mit Mann und Kind in einer Blockhütte in der Wildnis von Michigan. Diese Erfahrungen lässt sie in ihre Bücher einfließen, die immer das ultimative Naturerlebnis mit einer packenden Thriller-Handlung zu kombinieren suchen. Das schafft der Film nur teilweise. Er kann durch seine Naturaufnahmen überzeugen, doch der Plot hält da leider nicht mit.
Logik wird dem Plot geopfert
Es ist fast schon unglaublich, was einem hier aufgetischt wird. Um Spannung zu erzeugen, wird auf jedwede Logik verzichtet. Es scheint völlig egal, ob der Realitätsverlust nur so aus der Handlung schreit – Hauptsache vordergründig packend. Doch wenn man über das Gesehene nachdenkt, kann man nur noch den Kopf schütteln. Nicht nur ist vieles einfach nur grauenhaft konstruiert, es ist auch noch sehr vorhersehbar. Natürlich werden einige Action-Szenen geliefert, die aber niemanden wirklich vom Hocker hauen dürften. Zudem verharren die Charaktere in einer Eindimensionalität, die sie allesamt ziemlich unsympathisch macht, aber auf jeden Fall die Zuschauerschaft auf Distanz hält. Lediglich die Schauspieler und ihre Leistungen können hier ein paar Pluspunkte sammeln.
Vater, Mutter, Kind
Diese Kombination trägt die Handlung. Zuerst Helena und ihre Eltern und später die erwachsene Helena mit ihrer Tochter und ihrem Mann. Die junge Helena wird eindrucksvoll von Brooklynn Prince gespielt. Sie schafft es die uneingeschränkte Zuneigung zum Vater und auch die kaum zu überbrückende Distanz zur Mutter bestens darzustellen. Auch den Zivilisationsschock nach der Flucht kann man durchaus nachvollziehen. Auch Ben Mendelsohn als Vater gibt alles, um seiner Figur eine Glaubwürdigkeit mitzugeben, die diese aber leider einfach nicht hat. Obwohl er seine Tochter liebt, will er ihr Böses und tut das auch, obwohl sie ihm, als Erwachsene, einen Ausweg eröffnet.
Garett Hedlund als Helenas Ehemann und Caren Pistorius als ihre Mutter spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dennoch muss man auch bei ihnen mit fehlender Logik zurechtkommen, die wirklich den ganzen Film hindurch lauert. Die Hauptrolle als erwachsene Helena wird von Daisy Ridley verkörpert. Ihr nimmt man die Probleme ab, die ihre Kindheit verursacht hat. Ihre Wachsamkeit und Distanz anderen gegenüber ist glaubhaft. Doch auch sie muss mit dem Klischee ihrer Figur als quasi eingesperrtes Naturkind zurechtkommen.
Fazit
Ein Mainstream-Thriller, den man nur sehen sollte, wenn einem Logik und Realität im Plot nicht wichtig sind. Kann man deren Mangel ausblenden, könnte „Das Erwachen der Jägerin“ ganz spannend sein und für Unterhaltung an einem verregneten Nachmittag oder einen ruhigen Abend sorgen.
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