Clean Break

  • Fischer
  • Erschienen: Januar 1997
  • 1
  • London: HarperCollins, 1995, Titel: 'Clean Break', Seiten: 253, Originalsprache
  • Frankfurt am Main: Fischer, 1997, Seiten: 253, Übersetzt: Brigitta Merschmann
  • Frankfurt am Main: Fischer, 2000, Seiten: 253
  • Frankfurt am Main: Fischer, 2001, Seiten: 253
  • München: Droemer Knaur, 2010, Seiten: 363
Clean Break
Clean Break
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Jörg Kijanski
50°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Durchschnitt mit etlichen Schwachpunkten

Privatdetektivin Kate Brannigan soll im vorliegenden Roman gleich zwei Fälle lösen und das, obwohl sie mit ihrem Privatleben, genauer ihrem Freund Richard schon genug Probleme um die Ohren hat. Henry Naismith, der Schlossherr von Birschfield, bittet Kate um Hilfe, da Einbrecher einen wertvollen Monet aus seiner Sammlung gestohlen haben. Bereits nach kurzer Zeit erfährt Kate, dass es mehrere vergleichbare Fälle gab. Drahtzieher ist

offenbar eine größere Kunstdiebbande, die gezielt Auftragsarbeiten erledigt. Als Kate bei ihren weiteren Ermittlungen auf eine Videoüberwachung von einem der Einbrüche stößt, erkennt sie einen der Diebe. Doch hiermit beginnt erst die eigentliche Jagd nach dem Gemälde und vor allem den Hintermännern, die sie quer durch Europa führen wird. Zu ihrem Bedauern beschließt Richard ohne ihr Wissen, sie zu begleiten und bei ihrer Arbeit zu helfen. Dies ging bereits bei ihrem letzten Fall gründlich daneben...

Damit nicht genug wird Kate zudem von Trevor Kerr, Eigentümer des Reinigungsmittelherstellers Kerrchem, beauftragt zu recherchieren, von dem dieser erpresst wird. Der Erpresser scheint dabei vor nichts zurückzuschrecken, denn es gab bereits einen Toten: Ein Pub-Besitzer, der beim Öffnen eines Kerrchem-Produktes starb, da dieses mit Zyanid versetzt wurde. Zunächst glaubt Kate, dass es sich bei dem Täter möglicherweise um einen ehemaligen Mitarbeiter handeln muss, der sich für seine Entlassung rächen will. Aber warum sollte ein normaler Erpresser einen Todesfall riskieren? Zudem ereignet sich kurz nach dem Erpressungsversuch merkwürdiges: Kerrchem startet eine Rückrufaktion des betroffenen Produktes, doch statt der ausgelieferten 483 kommen gleich 627 Behälter zurück. Es handelt sich bei den Fälschungen um Produkte, die Oberflächen statt zu reinigen massiv angreifen und zerstören...

Natürlich ist es gegenüber der Autorin ein wenig unfair, erst ihre neuen, sehr zu recht hoch gelobten Werke zu lesen, um sich dann ein älteres Buch vorzunehmen. Naturgemäß, so sollte man meinen, kann dieses nicht mit den aktuellen Romanen mithalten, da sich die Autorin ja über die Jahre weiterentwickelt haben sollte. Dies trifft auch im vorliegenden Fall zu, dennoch gibt es ja einige allgemeingültige Kriterien, um ein Buch bewerten zu können.

Da ist zunächst einmal die Story selber, welche insoweit auf den ersten Blick erfreut, als das es einmal nicht primär um "Mord und Totschlag", sondern um eher "banale" Fälle wie Raub und Erpressung geht. Dass die Ermittlungen zumeist parallel verlaufen beeinträchtigt dabei nicht den Lesespaß, denn man kann problemlos den recht überschaubaren Handlungssträngen folgen. Problematischer ist allerdings, dass Kate sich zumeist auf ihre weibliche Intuition bzw. Kommissar Zufall verlassen kann, wie beispielsweise bei dem Versuch einen Tresor zu knacken. Explizit diese Szene und deren Entstehung (diese soll der Spannung halber nicht näher erzählt werden) ist selten unrealistisch und hinterlässt einen faden Beigeschmack, wie übrigens zu viele arg konstruiert wirkende Sequenzen.

Ein weiteres Kriterium ist immer die Darstellung der Figuren sowie von Landschaften und Gebäuden. Die Zeichnung ihrer Protagonistin Kate gelingt McDermid nahezu ausgezeichnet; eine junge, toughe und zumeist chronisch übermüdete Ermittlerin, die sich keineswegs immer gesetzestreu verhält und dabei alles gleichzeitig managt, wobei sie sich auf die Hilfe zahlreicher Freunde und noch mehr Freundinnen verlassen kann (die klassische "Überfrau"). Ebenfalls gelungen - mit Einschränkungen - die übrigen Charaktere. Bei der Darstellung der Landschaften (spielt die Geschichte wirklich in Manchester?) sieht es dann schon nicht mehr ganz so stimmig aus.

Zu dem letztendlich enttäuschenden Gesamteindruck trägt (neben den bereits erwähnten Schwachstellen des Plots) vor allem aber die blumig-bildgewaltige Sprache der Autorin bei. Dass Kate der Meinung ist, sie habe "von Kindererziehung soviel Ahnung wie eine Tüte Lakritz", mag ja - aus dem Zusammenhang gerissen - unterhaltsam klingen, wenn diese Sprachwahl jedoch durchgehend präsent ist, so ist dies eben nicht mehr cool, sondern nur noch extrem nervig bzw. um im Bild zu bleiben "dumm wie Toastbrot". Dabei glaubt man während der Lektüre zunächst schlichtweg an eine schwache Übersetzung, zumal Kate in der in Manchester (!) spielenden Story mal eben an einem ALDI (?) vorbeifährt. Aber nicht zu voreilig, den gibt es tatsächlich!

Durchschnitt mit etlichen Schwachpunkten. Man greift also - wie eingangs angedeutet - doch lieber gleich zu den Meisterwerken der Autorin wie "Ein Ort für die Ewigkeit", "Echo einer Winternacht" oder der Jordan-Hill-Reihe und geht somit jedem Risiko aus dem Weg.

Clean Break

Val McDermid, Fischer

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