Bis zum bitteren Ende
- Bertelsmann
- Erschienen: Januar 2008
- 11
- London: Michael Joseph, 2007, Titel: 'Until it´s over', Seiten: 376, Originalsprache
- München: Bertelsmann, 2008, Seiten: 414, Übersetzt: Birgit Moosmüller
- München: Goldmann, 2009, Seiten: 414, Übersetzt: Birgit Moosmüller
Der Killer lauert in nächster Nähe
Das Autorenehepaar Nicci French porträtiert in ihren Kriminalromanen alltägliche Menschen, die in den Wirkungskreis eines psychopathischen Mörders geraten. In "Bis zum bitteren Ende" trifft es eine junge Frau, die ein ungezwungenes Leben führt, um das sie mancher beneiden mag.
Engel des Todes
Astrid Bell jobbt als Fahrradkurierin und lebt mit sechs jungen Leuten in einem Haus in London.
Ganz unterschiedliche Persönlichkeiten in der Wohngemeinschaft teilen die Hausarbeit, den Spaß in der Freizeit und die kleinen und großen Sorgen miteinander.
An einem Sommerabend knallt Astrid mit ihrem Fahrrad gegen eine sich öffnende Autotür. Die unaufmerksame Nachbarin entschuldigt sich wortreich und die Verunglückte wird von ihren Mitbewohnern Davy und Dario in die Wohnung gebracht. Und so bleiben die drei jungen Leute die letzten Personen, mit denen Peggy Farell sprach. Am nächsten Morgen wird sie ermordet aufgefunden.
Auch für Astrid und ihre Freunde ist nach diesem Abend nichts mehr so, wie es vorher war.
Miles, Astrids Ex-Freund und Besitzer des Hauses, eröffnet seinen Mitbewohnern, dass er in Zukunft mit seiner Partnerin Leah allein dort leben möchte.
Astrid verdrängt den Schock durch Arbeit und eine Affäre mit dem undurchsichtigen Fotograf Owen. Auf einer ihrer Touren kommt sie dem Tod erneut näher, als ihr lieb ist. Sie findet ihre Kundin erwürgt und mit zerschnittenem Gesicht im Hausflur. Der Kontakt zu der Fahrradkurierin ist die einzige Gemeinsamkeit der beiden Ermordeten. Die Polizei nimmt die zerbrechende Hausgemeinschaft ins Visier, in der zunehmend Misstrauen und Verdächtigungen die Atmosphäre vergiften.
Der Traum vom freien Leben zerbricht
Astrid Bell erzählt zunächst ihren Teil der Geschichte aus der Zeit des unfreiwilligen Umbruchs und des Horrors für die freigeistige Hausgemeinschaft.
Die Fahrradkurierin ist diejenige, die die Bewohner zusammen hält. Sie toleriert Darios nachlässige Zahlungs- und Pippas freizügige Sexualmoral. Mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein glaubt Astrid anfangs, dass nur eine unglückliche Verkettung von Zufällen dazu führen konnte, das sie kurz hintereinander auf zwei ermordete Frauen trifft. Doch allmählich wandelt sich Selbstsicherheit in bohrende Zweifel. Astrid misstraut ihrem Ex-Freund, der sie aus dem Haus werfen will, ihrer besten Freundin, die selbst von Männern in ihrem Leben nicht lassen kann und schließlich ihrem neuen Geliebten Owen.
Mutiger Stilbruch
Gerade in dem Moment, als die Auflösung fast zum Greifen nahe erscheint, fängt die ganze Geschichte wieder von vorn an, dieses mal aus der Sicht des Täters. Die Autoren überraschen mit einer unvermuteten Kehrtwende in der Handlung. Der Killer plant präzise seine Rolle, schauspielert brillant, verpatzt leichtfertig und tötet. Der Leser gewinnt interessante Einblicke in die Psyche eines Wahnsinnigen und kommt ihm dennoch kaum näher.
So glasklar Nicci French die Lebensumstände der Hauptprotagonistin und der meisten ihrer Wegbegleiter skizziert haben, so verschwommen bleiben die Motive des Killers. Im ersten Teil verzettelten sich die Autoren zum Teil zu sehr in Details, während sich zum Ende kleine logische Unstimmigkeiten einschleichen.
Nicht der beste Nicci French - aber ein Guter
Dennoch gelingt der Spannungsaufbau. Dafür sorgt schon Beschreibung der Geschehnisse aus einer subjektiven Perspektive und die emotionale Tiefe, mit der Nicci French den Wandel vom lockerem Lebensstil zum Albtraum aus sinistrer Gewalt entwickeln. Die Suche nach dem Täter, der drei Frauen tötet und zwei von ihnen entstellt, drängt sich dem Leser im ersten Teil des Romans nahezu auf. Jeder Hausbewohner verbirgt seine persönlichen Abgründe und macht sich irgendwo verdächtig. Mindestens genau so spannend beschrieben, ist es das Zerbrechen einer Welt, die zunächst so normal erscheint und immer mehr dunkle Schatten wirft. Schade ist, das der Schluss zwar schlüssig und originell, aber dennoch unbefriedigend wirkt. Diesen Killer glaubt man aus vielen anderen Krimis zu kennen, es fehlt ihm das gewisse Etwas.
Leider sind der Übersetzerin, die in den anderen Nicci French Romanen nie negativ aufgefallen ist, peinliche Fehler unterlaufen, wie sie typisch für eine automatisierte Übersetzung sind. Man möchte Frau Moosmüller den Rat geben, dass nächste mal wieder mehr auf ihr Sprachgefühl zu vertrauen.
Nicci French, Bertelsmann
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