Schattenblume

  • Weltbild
  • Erschienen: Januar 2006
  • 104
  • London: Century, 2004, Seiten: 360, Originalsprache
  • Augsburg: Weltbild, 2006, Seiten: 479
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2007, Seiten: 479
  • Berlin: Argon, 2008, Seiten: 5, Übersetzt: Barbara Auer
Schattenblume
Schattenblume
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Sabine Reiß
72°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2005

Weitestgehend ohne Gemetzel

Die Bücher von Karin Slaughter sprechen unbestritten ein breites Publikum an und verkaufen sich wie geschnitten Brot. Was die Leser dabei konkret anspricht, ist nicht klar ersichtlich, doch irgendetwas befriedigt offensichtlich den Massengeschmack. Womöglich trägt die generell wenig zimperliche Beschreibung der Morde bzw. Mordopfer dazu bei, doch in ihrem neuesten Buch "Schattenblume" wird die Autorin ihrem Namen bemerkenswert wenig gerecht. Geradezu harmlos für ihre Verhältnisse bietet sie ihren Lesern hier einen Schwenk in die Vergangenheit ihrer Protagonisten.

Doch zunächst starten wir in der Gegenwart. Die Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin von Grant County Dr. Sara Linton will auf der Polizeidienststelle mit ihrem Ex-Mann, Chief Jeffrey Tolliver sprechen, doch der Zeitpunkt hätte nicht schlechter gewählt sein können. Kurz nach ihrer Ankunft werden bei einem Überfall auf das Revier einige der anwesenden Polizisten gnadenlos getötet. Während Sara versucht, ihrem schwer verletzten Ex-Mann zu helfen und dabei seine Identität verschleiert, weil sie spürt, dass es die beiden Geiselnehmer auf ihn abgesehen haben, wird draußen die Maschinerie in Gang gebracht, um die Geiselnahme zu beenden.

Gegenwart und Vergangenheit

Immer wieder wechselt der Blick zu der Zeit, als Sara und Jeff sich kennen lernten und die Kapitel nehmen nach und nach immer größeren Raum ein. Die beiden wollten eigentlich einen unbeschwerten Kurzurlaub in Florida verbringen, doch Jeff hat die Pläne kurzfristig verändert. Er hatte ungewollt einen Wortwechsel zwischen Sara und ihrer Mutter mitbekommen, in dem er nicht gerade günstig davonkam. Seinen Ruf als Weiberheld, der vor keinem Rock haltmachen kann, hatte er zwar kultiviert, doch mit Sara scheint es ihm ernst zu sein. So schlägt er kurzerhand einen Zwischenstopp in Sylycauga, seiner Heimatstadt, vor, doch das war ein Fehler. Nicht nur, dass Sara an jeder Ecke mit der nicht gerade ruhmreichen Vergangenheit Jeffreys konfrontiert wird, die beiden werden auch noch Zeuge eines Schusswechsels. Einer seiner engsten Freunde aus Jugendtagen erschießt einen Mann in seinem eigenen Haus und verwickelt sich daraufhin in widersprüchliche Aussagen. Der Ausflug in die Vergangenheit erweist sich als Belastungsprobe für die junge Beziehung.

So wie sich die Bücher verkaufen, so liest sich auch dieses Buch von Karin Slaughter, wie geschnitten Brot. Vom Einstieg an blättert man Seite um Seite und muss dabei nicht aufhören, wenn man nicht gerade etwas anderes vorhat. Begünstigt wird diese Tatsache auch dadurch, dass man nur wenig nachdenken muss. Abgesehen von den Wechseln der Erzählebenen verläuft der Haupterzählstrang leider relativ linear und Kniffe und interessante Einfälle sucht man vergeblich. Und dennoch, langweilig wird es einem dabei nicht. Die Autorin hält ihren Leser vor allem durch die Zeitwechsel bei der Stange, denn gerade, wenn man sich in der Gegenwart eingelesen hat - wo eigentlich kaum etwas passiert - springt sie wieder in die Vergangenheit und umgekehrt. Fast ist man beim Kapitelwechsel erleichtert, wenn sie doch noch beim derzeitig erzählten Geschehen verweilt.

Für Fans der Autorin ein Muss

Karin Slaughters Schwäche liegt meines Erachtens in der Entwicklung der Charaktere. Einige strapazieren meine Nerven, wie z.B. Lena, die Polizistin, die hier wieder ihren Dienst aufnimmt, nachdem sie nach einer Vergewaltigung und dem Tod ihrer Zwillingsschwester ausgeschieden war. Sie trägt trotz großer Verantwortung recht wenig zum Geschehen bei. Zudem bringt die Autorin ein paar zu viele Klischees der amerikanischen Jugend aufs Tapet: Alles drehte sich scheinbar um Football, um Mädchen, die leicht zu haben waren, Väter im Knast. Das Bild von heute wird dafür gezeichnet mit Alkoholikern und verwahrlosten Siedlungshäusern, wie beschaulich...

Alles in allem ist Schattenblume nicht sonderlich originell, mäßig spannend, aber leichte Kost und schnell gelesen. Es kommt bei mir etwas besser an als der Vorgänger Dreh dich nicht um, bei dem schon auf den ersten Seiten ein paar Ärgernisse verteilt waren. Für Fans der Autorin ist das Buch sowieso ein Muss, schon aufgrund des Rückblicks, da braucht es auch keine Lobeshymnen.

Schattenblume

Karin Slaughter, Weltbild

Schattenblume

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