Der gute Killer
- Suhrkamp
- Erschienen: Januar 2022
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Es bleiben viele Fragen
Detective Superintendent MacNeice ermittelt in einem neuen Mordfall: In seiner beschaulichen Heimatstadt Dundurn werden gleich zwei Leichen gefunden, die mehr als eigenartig aufgebahrt wurden. Offensichtlich hat sich der hier zuschlagende Täter richtig Mühe gegeben! Damit reißt die Serie leider nicht ab. In weiteren Stadtteilen werden ähnlich präparierte Mordszenarien gefunden, die belegen, dass der Täter bei der Auswahl seiner Opfer einem bestimmten Modus folgte und auch bei der Präparation der Fundorte ein klares Bild vor Augen hatte. MacNeice und sein Team stellen verblüfft fest, dass durch die Zurschaustellung der Toten offensichtlich Kunstwerke imitiert werden sollen und die mühsame Spurensuche zu einem gefährlichen Gegner führt.
Erste Fragezeichen
Scott Thornley lässt seinen Superintenden MacNeice auch im Nachfolgeband zu „Der gute Cop“ im kanadischen Dundurm ermitteln. Als der Polizist zu dem Fundort zweier Leichen gerufen wird, stellt er fest, dass hier offensichtlich bei der Präsentation der Körper ein großer Aufwand betrieben wurde. Ehrlich gesagt, war das der erste Zeitpunkt, wo bei mir die ersten Fragezeichen aufpoppten: Macht sich ein Killer, der ja nach getaner „Untat“ sicherlich möglichst schnell und möglichst unerkannt entfliehen will, so viel Arbeit, seine Mordopfer mit speziell hergestellter Kleidung auszustaffieren, eine Schaufensterpuppe und weitere Ausrüstungsgegenstände ins Spiel zu bringen und letztendlich noch die beste Perspektive auf sein „Werk“ anzubieten? Meiner Einschätzung nach hätte er allein für den Transport des ganzen Krams schon fast einen Kleinbus benötigt und das war in meinen Augen doch schon recht weit hergeholt.
“Ich bin der Vennie und du bist der Mac?“
Vielleicht liegt meine eher kühle Haltung zu Thornleys MacNeice auch daran, dass es manchmal Bücher und auch Helden gibt, mit denen man einfach nicht warm wird. Das war auch mein Hauptproblem mit dem „guten Killer“. Wir kamen einfach nicht miteinander klar. Mir kam vieles am Helden einfach zu aufgesetzt vor und zudem störte mich, dass offensichtlich ein paar blutige Einzelheiten ausreichen, um Kunstwerke nachzustellen. Die meisten davon, sagten mir zwar wenig – und auch das nehme ich gerne auf meine Kappe – das eine was mir aber etwas sagte, wäre allerdings ein geschmackloses Sakrileg, käme jemand auf die Idee, dieses Meisterwerk mit toten Körpern platt nachzustellen.
Mir gefiel an der Geschichte zudem auch nicht, dass sich der Autor viel Mühe gab, schlechte Charakterzüge der späteren Mordopfer herauszustellen. Also – könnte man sich denken – hätten sie damit ihr späteres grausames Schicksal selbst heraufbeschworen. Sicher – es gibt böse, hässliche, gemeine Menschen – aber nicht alle, die charakterlich eher Al Capone und weniger Michelle Obama gleichen, verwirken damit ihr Recht auf Leben. Für diese Einschätzung sprach auch, dass der entsprechende Mörder sein Todesurteil nur anhand von kurzen Momentaufnahmen – aus denen dann aber eine ganze Lebensmoral gestrickt wurde – fällte. Viel zu blass und zu konturenlos blieb auch die Person des Täters. Eine Aufarbeitung der Taten oder eine Schilderung seines Werdegangs die seine Handlungen erklären konnten, fehlten ganz. Nervig war dagegen, dass „Echte Männer“ sich doch immer direkt erkennen, sich mit Spitznamen anreden – und sich wahrscheinlich auf ein Bier in der Stammkneipe treffen, wenn die Geschichte abgefeiert ist
Fazit
Kunstwerke mit lebenden Menschen darzustellen, war während des Lockdowns eine lustige und kreative Möglichkeit, die Langeweile zu überwinden. Aber wer würde sich für die Darstellung mit toten Menschen interessieren? Ich jedenfalls wurde weder mit dem Protagonisten noch mit der Story warm.
Scott Thornley, Suhrkamp
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