Aloha: Tod im Paradies
- Goldmann
- Erschienen: Februar 2022
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- OT: The Fire Thief
- aus dem Englischen von Angela Koonen
- TB, 350 Seiten
Viel Hawaii – wenig Krimi
Debra Bokur ist prämierte Reisejournalistin und Weltenbummlerin. Ihre Vorliebe für das Andere zeigt sich auch in ihrem Romandebüt, denn Hawaii ist nicht gerade ein üblicher Ort in der Krimi-Literatur, obwohl seit diversen TV-Serien bekannt sein dürfte, dass im Aloha State nicht alles nur purer Sonnenschein ist und auch hier das Böse lauert.
Ein toter Surfer und verschwundene Solarpanele
Am Strand von Maui wird ein toter Surfer gefunden – für Hawaii nichts Ungewöhnliches, doch steckt in seinem Kopf ein Haifischzahn, was einen Unfall fast ausschließt. Doch das ist nicht der einzige Fall um den sich die Polizistin Kali Māhoe kümmern muss, denn immer öfter verschwinden Solarpanele von Hausdächern. Ein angeblich gesichtsloser Geist scheint darin verwickelt zu sein und das bedeutet nichts Gutes, denn Noppera-bōs sind Wesen aus wenig schönen und furchterregenden Geschichten.
Die Spannung köchelt auf Sparflamme
Schon auf den ersten Seiten geht es richtig ans Eingemachte, wenn der tote Surfer gefunden wird, es zwar wie ein Unfall aussieht, aber der Haifischzahn im Kopf dagegen spricht. Dieser Einstieg lässt geballte Dauerspannung erhoffen, doch diese Hoffnung stirbt schon im 2.Kapitel, wenn die gestohlenen Solarpanele Einzug in die Geschichte halten und dann für lange Zeit so sehr im Mittelpunkt stehen, dass der Surfer nicht einmal mehr erwähnt wird.
Geklaute Solarpanele sind schon an sich nicht so fesselnd, doch die Spannung wird endgültig durch zu viel Mystik, hawaiianisches Brauchtum und ein Übermaß an sogenannter „Hawaiischen Religion“ verdrängt. Es ist zwar interessant von all Diesem zu erfahren, doch eine mystische Geschichte, die mehrere Seiten in Anspruch nimmt, ist in einem Krimi fehl am Platz. Die ständige Betonung von Polizistin Kali als Kahu, einer spirituellen Anführerin, eröffnet dann zwar Einblicke in die Sichtweisen der Ureinwohner und überhaupt in das tägliche Leben der ziemlich relaxten Hawaiianer, aber überlagert zu sehr den tristen Fall der Diebstähle und verhindert selbst dann einen Spannungsschub, als sich ziemlich spät ein zwangsläufiger Zusammenhang mit dem toten Surfer auftut, der schließlich zu einem ziemlich ernüchternden Schluss führt.
Die Figurenzeichnung ist gelungen
Auch wenn der Plot wenig spannend ausgefallen ist, hat die Autorin eine gelungene Figurenzeichnung geschaffen. Polizistin Kali ist ein vielschichtiger Charakter, der gleichzeitig interessant und glaubwürdig ist. Nach einem schweren Verlust kehrt sie aus Honolulu nach Maui zurück, stellt sich den Herausforderungen einer Kahu und der Arbeit einer Polizistin in der Provinz. Ihr Stolz eine Ureinwohnerin zu sein, hilft ihr bei den spirituellen Herausforderungen - und ihr guter Spürsinn bei der Verbrecherjagd.
Ihr Gegenstück ist Kollege und Onkel Walter, der dem Genuss eher zugeneigt ist, als der Mystik und der den entspannten hawaiianischen Way-of-life vermittelt. Daneben hat die weltgewandte Autorin die multikulturelle Gesellschaft Hawaiis bestens eingefangen – hier findet man Menschen aus aller Welt, die lieber Sneakers als Oxforder tragen und in Shorts, Hawaiihemd und luftigen Kleidern eher zu sehen sind als im Anzug und Business-Kostüm. Und das alles in einem Setting, das Urlaubsgefühle weckt!
Fazit
Leider ist Debra Bokur nur ein mäßig fesselnder Krimi gelungen. Wer aber auch einmal auf packende Spannung verzichten kann, lernt hier sehr viel über die hawaiianische Lebensart, die Mythen, das Brauchtum und die „Hawaiianische Religion“.
Debra Bokur, Goldmann
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