Es geschah in dunkler Nacht

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2018
  • 1
  • London: Michael Joseph, 2015, Titel: 'The drowning lesson', Originalsprache
  • München: Blanvalet, 2018, Seiten: 384, Übersetzt: Anja Schäfer
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Annette Wolter
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2018

Ein Albtraum wird wahr, wenn plötzlich ein Baby verschwindet...

Luxusprobleme in London

Gleich am Anfang des Buches wird beschrieben, wie eine Londoner Familie so lebt. In der teuren Stadt haben sie eine große Wohnung, natürlich mit Au-Pair und was so dazu gehört. Diese Familie sollte keine Sorgen haben.

Beide sind gutsituierte Ärzte. Emma Gynäkologin. Adam ist Onko-Neurologe in der HIV-Forschung. Er bekommt die Gelegenheit, für ein Forschungsprojekt in einem abgelegenen Ort in Botswana zu arbeiten. Emma fühlt sich völlig überrumpelt. Ihre Tochter Alice klaut in der Schule. Die andere Tochter Zoe ist noch sehr klein. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Das Zeitmanagement ist völlig aus den Fugen.

Emma und Adam konkurrieren miteinander. Jeder möchte besser sein. In beruflichen, sportlichen und privaten Dingen sehr anstrengend für beide. Emma wird außerdem noch von ihrem toten Vater angetrieben. Immer wenn sie in der Vergangenheit über sich hinausging, bekam sie ein Lächeln. Schneller. Besser. Höher. Das war und ist Emmas Devise. Mit dem Afrika-Jahr freundet sie sich erst an, als Megan, die Assistentin ihres Mannes, ihr zurät. Megan hat eine Zeitlang in Botswana gelebt und hat noch einige Kontakte von früher.

Emma wird ungeplant mit einem dritten Kind schwanger. Als Gynäkologin ist das etwas peinlich. Irgendwie freundet sie sich dann aber doch damit an, das Kind kommt kurz vor Reiseantritt mit einem auffälligen Geburtsmal zur Welt. Emma lehnt es instinktiv ab. Sam passt nicht so richtig in ihre perfekte Welt.

Verbrannte Erde in Botswana

Tatsächlich ist der Ort in Botswana fern von jeglicher Kolonialromantik. Es gibt lediglich ein Haus im absoluten Nirgendwo. Kein Pool, aber ein schmutziger Tümpel. Dafür einige Hausangestellte, an die sich die Familie erst gewöhnen muss. Emma hat wenige Kontakte, fängt aber schließlich auch an zu arbeiten. Die Bedingungen sind hart.

Die Lage beruhigt sich dann aber. Alle scheinen etwas zur Ruhe zu kommen, und die Kinder fühlen sich wohl.

Das Baby verschwindet

Dann verschwindet plötzlich das Baby Sam. Es gibt keine Erklärung, dafür viele unsinnige Verdächtigungen. Die Familie ist davon schwer traumatisiert, und die Ehe von Emma und Adam droht daran zu zerbrechen.

Shemilt streut ein paar Hinweise ein, was mit Sam passiert sein könnte, aber eine logische Auflösung ist nicht in Sicht. Hier bekommt man einen guten Eindruck, wie groß die Diskrepanz zwischen dem Leben in Botswana und dem der Londoner Familie eigentlich ist. Es herrscht ein absolutes Unverständnis. Das hat die Autorin sehr gut herausgearbeitet.

Seit dem Debutroman eine interessante Autorin

Jane Shemilt ist praktische Ärztin und hat neben dieser Tätigkeit noch ein Diplom in Creative Writing an der Universität Bristol erlangt. Daraufhin legte sie nach und machte auch noch ihren Master mit Auszeichnung. Die Autorin lebt mit ihrem Mann, einem Professor für Neurochirurgie, und ihren fünf Kindern in Bristol. Nach Am Anfang war die Schuld ist Es geschah in dunkler Nacht ihr zweiter Roman bei Blanvalet. Die Bücher spielen beide im Ärztemilieu.

Die Autorin konnte mich mit diesem Buch abholen. Trotz minimaler Kritikpunkte ein intensives Leseerlebnis. Gut beschrieben wird die Atmosphäre in dem kleinen Ort in Botswana. Die Armut und die ganz einfachen Bedürfnisse der Menschen dort.

Im Vergleich zur Londoner Arztfamilie mit ihren Luxusproblemen ein harter Schnitt. Diese Welt lässt die Menschen dort auch zu drastischen Mitteln greifen, denn nur das nackte Überleben zählt. Besonders deprimierend ist die Stelle im Buch, wo beschrieben wird, was einer der Angestellten eigentlich an persönlichen Gegenständen besitzt. Und es ist tatsächlich nichts.

Mein einziger Kritikpunkt ist hier die Auflösung. Das war mir ein bisschen zu konstruiert, obwohl es gut gemacht war und ich auch mitgefiebert habe. Da hätte die Autorin ein wenig mehr darauf hinarbeiten können, denn die Lage war zunächst absolut aussichtslos, und mir war absolut nicht klar, wie Jane Shemilt das zu Ende bringen wollte. Es erschien etwas willkürlich.

Das Buch ist nicht wirklich ein Thriller oder Krimi, eher eine Art Psychogramm, wo das eigentliche Verbrechen eine Nebenrolle spielt - interessant und lesenswert.

Es geschah in dunkler Nacht

Jane Shemilt, Blanvalet

Es geschah in dunkler Nacht

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