Mord auf Bestellung

  • Kiepenheuer & Witsch
  • Erschienen: Januar 1971
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  • New York: McGraw-Hill, 1963, Titel: 'The Assassination Bureau Ltd.', Seiten: 184, Originalsprache
  • Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1971, Titel: 'Das Mordbüro', Seiten: 251, Übersetzt: Werner von Grünau, Bemerkung: vervollständigt von Robert L. Fish
  • Zürich: Manesse, 2016, Seiten: 272, Übersetzt: Eike Schönfeld, Bemerkung: vervollständigt von Robert L. Fish, Nachwort von Freddy Langer
  • Frankfurt am Main; Wien; Zürich: Büchergilde Gutenberg, 1972, Titel: 'Das Mordbüro', Seiten: 258, Übersetzt: Werner von Grünau
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1973, Titel: 'Das Mordbüro', Seiten: 137, Übersetzt: Werner von Grünau
  • Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1983, Titel: 'Das Mordbüro', Seiten: 251, Übersetzt: Werner von Grünau
  • München: dtv, 1986, Titel: 'Das Mordbüro', Seiten: 160, Übersetzt: Werner von Grünau
Mord auf Bestellung
Mord auf Bestellung
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Andreas Kurth
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2017

Wenn das eigene Geschäftsmodell zu erfolgreich ist

Eine Attentatsagentur mit Erfolgsgarantie und variablen Preisen ist das Geschäftsmodell von Ivan Dragomiloff. Der jeweilige Preis für die Auftragsmorde seiner Mitarbeiter richtet sich nach der gesellschaftlichen Stellung des Opfers - und danach, wie schwer der Anschlag auszuführen ist. Dragomiloff und seine Killer überprüfen vor Auftragsannahme den Grund für die gewünschte Tötung, denn die Todeskandidaten müssen Schuld auf sich geladen haben, der Mord soll der Gesellschaft Vorteile bringen und somit ethisch gerechtfertigt sein sein.

Dragomiloff und sein Netzwerk effizienter Killer sind durchaus gefragt, schließlich gibt es genug Tyrannen und Schurken auf der Welt. Seine Mitarbeiter sind gut ausgebildete Kämpfer, aber auch hoch gebildet, vor allem in Fragen der Metaphysik und der Moral. Nur so können sie jeden neuen Auftrag auch kompetent beurteilen. Zu einer ernsten Krise kommt es, als ein reicher Philanthrop, der von der Agentur und ihrem Geschäftszweck Kenntnis hat, den Auftrag erteilt, Dragomiloff zu töten. Der Auftraggeber Winter Hall und der Boss der Killer-Truppe führen lange philosophische Debatten, und sind sich schließlich einig, dass der Auftrag angenommen werden muss. Als Hall jedoch erfährt, dass Dragomiloff der Vater seiner Geliebten Grunya ist, will er den Auftrag zurückziehen. Aber Dragomiloff ist ein Gentleman, und akzeptiert das nicht. Daraufhin wird er selbst zum Ziel seiner äußerst effizienten Attentäter.

Das letzte Werk von Jack London blieb unvollendet

Zum 100. Todestag von Jack London im vergangenen November wurde dieser Thriller neu übersetzt und dem Publikum präsentiert. Es handelt sich um das letzte Werk des in der ganzen Welt bekannten Autors, das erst viele Jahre nach seinem Tod von Robert L. Fish vervollständigt und veröffentlicht wurde. Also so eine Art literarisches Vermächtnis.

Natürlich macht der Name erstmal neugierig. Jack London dürfte vielen Lesern als Autor herrlicher Abenteuer-Romane bekannt sein. Der Seewolf, Wolfsblut und Lockruf des Goldes haben ganze Generationen von Lesern mit klopfendem Herzen und heißen Ohren zurück gelassen. Es ist allerdings müßig, der Frage nachzugehen, ob das Buch auch dann interessant wäre, wenn es jemand anderer geschrieben hätte. Der Name zieht, und ein Buch von Jack London erscheint zunächst immer lesenswert.

Co-Autor hat das Buch gelungen vollendet

Die jetzt vorliegende Neu-Übersetzung ist als "The Assassination Bureau Ltd" erst 1963 erschienen. Jack Londons bekannte sozialistische Grundhaltung kommt in den Überzeugungen von Winter Hall klar zum Ausdruck. Der Autor teilte diese Auffassungen mit etlichen seiner prominenten Zeitgenossen, und dem Buch ist diese politische Meinung anzumerken.

Es stellt sich jedoch die Frage, warum er bei diesem Roman am Ende nicht zu einem Finale gekommen ist, das Buch musste von Robert L. Fish fertig geschrieben werden. Jack London hatte die Handlung in ihrem Fortgang grob skizziert, auch diese Skizzen werden in der Neuauflage dokumentiert. Fish, der den Thriller zu Ende geschrieben hat, hält sich eher wenig an die Notizen von London. Der Übergang ist spürbar, denn der Schreibstil verändert sich. Nach meiner Auffassung ist die Vervollständigung durch den Co-Autor durchaus gelungen.

Moralist droht seiner eigenen Haltung zum Opfer zu fallen

Das Buch ist ein unterhaltsamer Kriminalroman, und dürfte vor allem Leser begeistern, die auch an moralischen und philosophischen Themen interessiert sind. Die Handlung ist spannend, mit vielen witzigen Dialogen, in denen es häufig um Moral und die ziemlich speziellen Wertvorstellungen der Protagonisten geht. Der Clou des ganzen Plots ist der Fakt, dass Dragomiloff in seinem tiefsten Herzen ein Moralist ist - und dieser Haltung droht er selbst zum Opfer zu fallen. Die schier endlosen Dispute zwischen Ivan Dragomiloff und Winter Hall sind schon große Literatur - aber das muss man als Krimi-Fan auch erstmal mögen.

Ohne diese Diskussionen und den politisch-philosophischen Hintergrund wäre die Geschichte ziemlich "entblättert", Jack London hätte sie so gar nicht schreiben können. Krimi-Handlung und moralische Debatten bedingen einander also, wer das mag wird von diesem Buch bestens unterhalten. Auf jeden Fall ist das Werk eine Entdeckung für alle Freunde literarischer Klassiker.

Mord auf Bestellung

Jack London, Kiepenheuer & Witsch

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