Ein kalter Strom

  • Weltbild
  • Erschienen: Januar 2003
  • 38
  • London: HarperCollins, 2002, Titel: 'The Last Temptation', Seiten: 530, Originalsprache
  • Augsburg: Weltbild, 2003, Seiten: 619
  • München: Knaur, 2004, Seiten: 619
  • München: Knaur, 2006, Seiten: 619
  • Berg: AME hören, 2007, Seiten: 6, Übersetzt: Elke Schützhold, Bemerkung: gekürzt
  • München: Knaur, 2008, Seiten: 619
Ein kalter Strom
Ein kalter Strom
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Sabine Reiß
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Enttäuschende Fortsetzung

Ein Psychologe wird in den Niederlanden ermordet aufgefunden. Marijke, eine Polizistin, die in diesem Fall ermittelt, teilt ihre Sorgen Petra Becker mit, die sie in einem Chat-Room für Lesben kennen gelernt hat. Petra ist bei der Polizei in Berlin, Abteilung für organisiertes Verbrechen. Solche Fälle gehören zwar nicht zu ihrem Zuständigkeitsbereich, doch da sie Meldungen von Europol aufmerksam verfolgt, ist sie sich sicher, dass ein ähnlicher Fall auch schon in Deutschland aufgetreten ist. Abgesehen davon wittert sie eine Chance sich zu profilieren.

Parallel dazu wird die englische Polizistin Carol Jordan für eine spezielle Aufgabe verpflichtet. Eigentlich hatte sie sich bei Europol beworben, doch zunächst soll sie in Berlin den Lockvogel für eine große Nummer im organisierten Verbrechen spielen. Dabei macht man sich zunutze, dass sie der Geliebten von Tadeusz Radecki ähnlich sieht, die bei einem Unfall ums Leben kam. Aus Carol Jordan wird Caroline Jackson, eine Frau, die die von Radecki aus osteuropäischen Ländern geschmuggelten Menschen in ihren Fabriken einsetzen und mit gefälschten Papieren versorgen will. Bei ihrem Einsatz wird sie von Petra Becker unterstützt und diese bittet Carol, doch ihre Verbindung zu Tony Hill spielen zu lassen, damit dieser inoffiziell die Suche nach dem Serienmörder unterstützt. Carol hat schon in zwei Fällen von Serienmord mit dem Psychologen zusammengearbeitet und kann ihn überreden, ebenfalls nach Berlin zu kommen. Während sie sich das Vertrauen von Radecki erarbeitet, geschieht ein weiterer Mord...

Hier verbindet Val McDermid zwei Handlungsstränge, die absolut unabhängig voneinander sind. Sie erzählt einfühlsam und packend aus der Sicht des Mörders, was ihn zu den Taten getrieben hat: Sein Großvater war in der Nazizeit Opfer schrecklicher Experimente, die Psychologen unter dem Deckmantel der Forschung begangen haben, und misshandelte seinen Enkel. Dieser rächt sich nun an der Zunft, die er für seine schlimme Kindheit verantwortlicht macht. Doch abgesehen davon ist das Gerüst der Story sehr dünn. Insbesondere sind es zwei Dinge, die mich immens gestört haben. Kaum hat sich Tony eingearbeitet, erstellt er schon ein Täterprofil, das genau in die richtige Richtung weist, was ich schon für einen großen Zufall halte. Außerdem begeht die kluge Carol, die die ganze Zeit sehr umsichtig handelt und besser klarkommt, als man sich das vorstellen kann, einen Fehler, der äußerst unprofessionell ist und zu einer gefährlichen Situation führt. Dass die Geschichte nicht ohne Nervenkitzel funktionieren kann, ist verständlich, doch dies war so offensichtlich, dass es einem sofort ins Auge sprang.

Nach der Lektüre der beiden Carol Jordon/Tony Hill-Krimis, der Kate Brannigan Bücher sowie meinem Favoriten "Ein Ort für die Ewigkeit" war es für mich ein Muss, das neueste Buch von Val McDermid zu lesen, doch ich war enttäuscht. Ein Handlungsstrang allein hätte wohl nicht gereicht, ein ganzes Buch zu füllen. Beide Geschehen waren zwar nicht zu konstruiert, doch es fehlte ein stimmiges Gesamtbild. Insgesamt hat sich das Lesen als sehr zäh gestaltet, es fehlte die Spannung, die den Leser in ihren anderen Profiler-Krimis bei der Stange hielt. Obwohl die Bücher von der preisgekrönten Autorin sehr unterschiedlich sind, geht man mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die Lektüre heran, doch selbst einfallsreiche Szenen, die man aus ihren Brannigan-Büchern kennt, musste man vermissen. Da kann selbst die interessante und berührende Thematik über die psychologischen Experimente in der Nazizeit nicht versöhnen.

Ein kalter Strom

Val McDermid, Weltbild

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