Das Recht des Geldes
- Grafit
- Erschienen: Januar 2016
- 4
- Dortmund: Grafit, 2016, Seiten: 384, Originalsprache
Wenn Hanseaten ihr Geld an der falschen Stelle stapeln
Katharina Tenzer ist eine junge Juristin, die gerade ihr Referendariat in einer Hamburger Kanzlei absolviert. Da wird ein wichtiger Geschäftspartner ihres Chefs Friedemann Hausner ermordet. Die beiden haben in Liechtenstein gemeinschaftlich Steuerhinterziehungen in großem Stil begangen. Nun drohen einer wohlhabenden hanseatischen Familie Strafanzeigen und vor allem Steuer-Nachzahlungen in Millionenhöhe. Dann wird Hausner bei einem Autounfall verletzt und landet im Krankenhaus, und Katharina muss mit dem Fall alleine zurecht kommen. Das wird ziemlich kompliziert für die junge Juristin, weil ihr Hausner selbstverständlich nichts über die kriminellen Machenschaften seiner Kanzlei sagt. Irgendwann wird ihr die Tragweite und die Brisanz der Angelegenheit dann schließlich doch deutlich, aber jetzt weiß sie schon zu viel über die Verstrickungen ihres Chefs. Nur mit vielen Finten und unter Einsatz des eigenen Lebens hat hat sie noch die Chance, mit heiler Haut aus dem gefährlichen Fall herauszukommen.
Vermögen wird über Offshore-Firmen dem Zugriff des Fiskus entzogen
Olaf R. Dahlmann ist ein ausgewiesener Spezialist für Steuerstrafrecht, und gibt in diesem - teilweise auf Tatsachen beruhenden - Roman faszinierende Einblicke in den Mikrokosmos der Steuerhinterziehungen deutscher Firmen und Anwälte, und er macht dabei auch vor Landes- und Bundesbehörden keineswegs halt. Der Autor lässt seine Leser in tiefe moralische Abgründe blicken. Das Buch ist literarisch nicht besonders innovativ, aber der Plot ist insgesamt spannend angelegt.
Der Debüt-Roman von Olaf R. Dahlmann beginnt mit einem Einbruch in eine Liechtensteiner Anwaltskanzlei. Dort werden alle Daten und Akten entwendet. Neben vielen anderen muss nun die hanseatische Unternehmerfamilie Koppersberg befürchten, ins Fadenkreuz von Staatsanwälten und Steuerfahndern zu geraten. Sie haben große Teile ihres immensen Vermögens über verschachtelte Offshore-Firmen dem Zugriff des deutschen Fiskus entzogen. Der Clan wird sehr authentisch dargestellt, man sieht die schnöseligen Yuppies aus den Elbvororten im Geiste vor sich. Das ist eigentlich nicht verwunderlich, schließlich hat der Autor offenbar genug mit Menschen aus dieser Schicht zu tun.
Trockenes Thema durchaus geschickt in einem Kriminalroman verpackt
Dahlmann liegt mit seiner Geschichte ziemlich dicht an der Realität, wie immer wieder Meldungen aus den Medien zeigen. Das Thema "Selbstanzeige oder nicht" ist dabei für viele Betroffene von höchster Brisanz, auch wenn es keine hanseatischen Kaufmannsfamilien sind. Der Autor ist ein ausgewiesener Experte auf dem weiten Feld des Steuerstrafrechts.
Auch ohne literarische Erfahrung hat er das an sich trockene Thema durchaus geschickt in einen Kriminalroman verpackt. Es geht um Gier, kriminelle Energie - und um damit verbundene menschliche Tragödien am Rande.
Die Dialoge sind authentisch und lesenswert, bei den Charakteren müsste man noch ein wenig feilen, und zu oft helfen Zufälle bei den Ermittlungen. Das ist bei einem solchen Erstlingswerk aber alles verzeihlich. Denn immerhin hat er eine interessante und facettenreiche Protagonistin erschaffen, und bietet dem Leser ein knackiges Finale. Das Buch ist durchgehend spannend, auch wenn es ohne überbordende Action auskommt. Allein die stets im Raum stehende Frage, wie es in der verzwickten Situation weitergeht, sorgt für ausreichend Spannung. Ob Dahlmann irgendwann einmal einen zweiten Roman vorlegt, bleibt abzuwarten. Themen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt dürfte er mehr als genug auf dem Zettel haben.
Olaf R. Dahlmann, Grafit
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