Schwarzer Mittwoch
- C. Bertelsmann
- Erschienen: Januar 2014
- 7
- London: Michael Joseph, 2013, Titel: 'Waiting for Wednesday', Originalsprache
- München: C. Bertelsmann, 2014, Seiten: 480, Übersetzt: Birgit Moosmüller
Interlude für Frieda Klein
Ohne zu viel zu verraten: Dr. Frieda Klein überlebt den Cliffhanger am Ende von Eisiger Dienstag. Wie könnte sie auch nicht, plant das Autorenduo Nicci French schließlich titelgebend 7 Teile für ihre Serienheldin. Nicht mehr im Dienste der Polizei versucht sie zu genesen, ihre Arbeit wieder aufnehmen zu können und ihre Gefühlswelt zu ordnen. So ist sie auch nicht mit von der Partie, als DCI Karlsson zum Tatort gerufen wird.
Der schöne Schein
Im Hause der Familie Lennox findet Töchterchen Dora die brutal zugerichtete Leiche ihre Mutter Ruth. Schnell ist Malcom Karlsson und seinem Team klar, dass die Idylle der fünfköpfigen Familie keine rechte war – jemand verhütet mit einer gut versteckten Antibabypille, jemand verstaut sein alkoholisches Leergut in der hintersten Ecke des Schuppens, jemand erhält verstümmelte Puppen als Warnung. Ohne Friedas Hilfe kommen sie nur mühsam hinter die Fassade aus Lügen und Geheimnissen. Dass Friedas Nichte Chloe mit dem ältesten der Lennox-Geschwister befreundet ist, soll sich noch als glückliche Fügung entpuppen.
Die Nadel im Heuhaufen
Andernorts recherchiert indes der alternde Journalist Jim Fearby verbissen in einen ungeklärten Mordfall an einem jungen Mädchen und stößt dabei auf einige weitere Vermisstenfälle, die bisher niemand in Zusammenhang gebracht hat. Frieda Klein begibt sich ebenfalls von einem ganz vagen Gefühl getrieben auf die Suche nach einem vermissten Teenager. Als die beiden sich gekünstelt zufällig über den Weg laufen und ihr Wissen austauschen, wird alles noch viel schrecklicher als sie jeder für sich hätten glauben wollen.
König Zufall
Nicci French kosten den Seriencharakter in vollen Zügen aus. Die Autoren lassen zwar nichts von ihrem leisen und einfühlsamem Stil vermissen, aber sie liefern mit Schwarzer Mittwoch doch eher eine Füllsel-Folge ab. Der Mordfall, den es aufzuklären gilt, dient einzig dazu detailreich die mitunter schleppende Polizeiarbeit aufzuzeigen, Friedas Schwermut dient als Hilfsmittel um ihre Verwand-, Freund- und Liebschaften zu vertiefen und ihr Alleingang, der abermals in Lebensgefahr gipfelt, zielt darauf ab, die Zerbrechlichkeit der Protagonistin zu unterstreichen.
Ohne die ersten Teile der Serie zu kennen, bringt Schwarzer Mittwoch nur wenig Lesefreude, will man die tieferen Zusammenhänge verstehen. Das vor Augen machen doppelt und dreifache Beschreibungen ihrer Gewohnheiten und der bereits bekannten Schauplätze wenig Sinn und wirken überflüssig. Geht man von dem reinen Fall aus, so haben die Autoren auch hier Spannenderes und Erschütternderes in den ersten beiden Bänden abgeliefert. Es scheint, dass die fast 500 Seiten einzig dazu dienen, an lose Enden zu erinnern und den auseinander driftenden Weg der beiden Hauptfiguren zu verdeutlichen. Erst im letzten Viertel vereinen sich wie von Geisterhand die Handlungsstränge, um dann doch wie zwei eigenständige Bücher in einem anzumuten.
In einer Arbeitswoche ist der Mittwoch das Bergfest, bleibt also zu hoffen, dass die Frenches ihres nun auch erfolgreich hinter sich gebracht haben und auf ein fulminantes Wochenende zusteuern.
Nicci French, C. Bertelsmann
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