Dass Du ewig denkst an mich
- Scherz
- Erschienen: Januar 1993
- 41
- New York: Simon & Schuster, 1992, Titel: 'All around the town', Seiten: 302, Originalsprache
- Bern; München; Wien: Scherz, 1993, Seiten: 319, Übersetzt: Heinz Nagel
- München: Heyne, 1994, Seiten: 284
- München: Heyne, 1996, Seiten: 284
- München: Heyne, 2005, Seiten: 284
Ein packender und fesselnder Psychothriller
Was braucht ein guter, ein fesselnder Roman? Ein bewegendes Einzelschicksal? Eine herzzerreißende Liebesgeschichte? Wenn es dazu noch ein ansprechender Thriller sein soll, fehlt nur noch ein mysteriöser Mord und eine große Prise Spannung. Mary Higgins Clark versteht es wie keine andere, Romane nach einem Schema zu stricken und dennoch kann sie Leser immer wieder begeistern. Dabei entwickeln sich komplexe Geschichten in kürzest möglicher Erzählweise. Ganz gewiss nicht die hohe Kunst der Literatur, die die Amerikanerin zu Papier bringt, aber wer nach guter Unterhaltung sucht und dabei nicht zu viel Konzentration aufwenden will, ist bei ihr stets gut bedient.
"Das du ewig denkst an mich" handelt von einer jungen Frau, Laurie. Als kleines Kind wurde sie entführt und war zwei Jahre in der Hand eines Wanderpredigers und seiner Frau. Als sie dank eines Zufalls frei kommt und zu ihren Eltern zurückkehrt, scheint sie die Erinnerung an die zurückliegenden zwei Jahre verloren zu haben. Da die Eltern einer psychologischen Behandlung nicht zustimmten, kommt nicht heraus, dass sie sich durch eine Aufspaltung ihrer Persönlichkeit vor den schlimmen Erlebnissen bei den Entführern schützt. Behütet wächst sie auf und erst 15 Jahre später, nach dem Unfalltod ihrer Eltern, treten ihre alternativen Persönlichkeiten wieder hervor. Teilweise ist sie nicht ansprechbar oder verliert die Erinnerung an kurz zuvor passierte Ereignisse.
Zeitgleich dazu wird einer der Professoren an Lauries Uni ermordet. Als bei Laurie Mordwaffe und blutbefleckte Kleider entdeckt werden, scheint die Lage eindeutig. Aber Laurie kann sich wieder an nichts erinnern. Ihre große Schwester, eine junge Anwältin, glaubt an ihre Unschuld und versucht über einen Psychologen, in den sie sich zu allem Überfluss auch noch verliebt, die ganze Wahrheit ans Tageslicht zu befördern. Ein spannender Wettlauf mit der Zeit und gegen unbekannte Gegner, da die Entführer von damals über die Presse von Laurie erfahren und Angst bekommen, Laurie könnte bei dem Psychologen auch ihre Namen nennen. Da Lauries Schwester da Elternhaus verkaufen will, treten sie als Kaufinteressenten auf und verschaffen sich so Zugang zum Privatleben der beiden Schwestern. So schaffen sie es immer wieder Laurie einzuschüchtern und die Arbeit des Psychologen zu behindern.
Spannung und rasantes Erzähltempo kennzeichnen diesen Roman. Mit über 110 Kapiteln auf gerade mal 280 Seiten mutet er fast wie ein Drehbuch für einen Film an. Eine Szene jagt die nächste. Man traut sich kaum, das Buch zur Seite zu legen. Derart komprimiert wird die Handlung wiedergegeben, dass für längere Dialoge oder Gedankengänge kein Platz bleibt. Locker hätte die Autorin die Geschichte auch auf 600 oder mehr Seiten ausdehnen können. So bleibt letztlich aber auch kein Platz für tiefgründigere Überlegungen oder jegliche Form von Sozialkritik.
Obwohl man als Leser von Beginn an über die wahre Identität eines Fernsehpredigers und seiner Frau informiert ist, wartet das Buch mit einem überraschenden, überzeugenden und spannenden Ende auf. Sehr gut gelungen wirkt auch die Darstellung der gespaltenen Persönlichkeit Lauries, die in den Hypnosesitzungen beim Psychiater vortreten und sich unterschiedlich entwickeln. Andere Personen werden meist mit einem knappen Absatz eingeführt und beginnen sodann zu agieren. Bei dieser kompakten Darstellung über die gesamte Länge des Romans stört eigentlich nur die vollkommen überflüssige Liebesgeschichte zwischen Lauries Schwester und dem Psychologen den letztlich guten Gesamteindruck. Ein packender und fesselnder Psychothriller, den man nicht so schnell aus der Hand legen kann.
Mary Higgins Clark, Scherz
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