- Bibliographie von Edgar Wallace
Geboren wurde Edgar Wallace am 1. April 1875 als unehelicher Sohn eines Schauspielers unter dem Namen Richard Horatio, später dann von dem Lastmann Georg Freeman adoptiert. Wallace wuchs in armen Verhältnissen auf, blieb ohne Schulabschluss und hielt sich mit Gelegenheitsjobs wie Milchhändler, Maurergehilfe oder Zeitungsverkäufer über Wasser. Schließlich begann er selbst kleine Artikel für die Zeitung zu schreiben.
"Die vier Gerechten" - das Debüt einer beispiellosen Karriere
Mit Erfolg: Wallace arbeitete sich hoch bis zum Chefredakteur, war Korrespondent im Burenkrieg in Südafrika. Zurück in London lebte er als freier Schriftsteller und schrieb Sachbücher, Lyrik und Theaterstücke. Zu dieser Zeit versuchte er sich auch erstmals an der Kriminalliteratur. 1904 schließlich sein erster Krimi ("Die vier Gerechten") - das Debüt einer beispiellosen Karriere.
Edgar Wallace verfasste in seiner ein Vierteljahrhundert währenden Schriftstellerlaufbahn 175 Romane, 24 Theaterstücke; eine Flut von Kurzgeschichten, Essays, Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, Drehbüchern etc. sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Edgar Wallace war also das britische Pendant zum "Jerry Cotton"-Groschenheft- Zeilenschinder späterer Jahre. Das ist eine provokante These, die sich allerdings allzu leicht belegen lässt. Der typische Wallace-Krimi entstand nach dem Baukasten-Prinzip. Drei, vier thematische Grundkonstellationen und einige wenige Knallchargen (zu den oben erwähnten Figuren gesellen sich da der rasende Reporter, der kauzige Adlige, der treuherzige Kleinkriminelle usw.) müssen ausreichen, knapp 200 Seiten zu füllen: Wallace hatte weder die Geduld noch vor allem die Zeit, sein zweifellos vorhandenes erzählerisches Talent zu entfalten.
Seine zahllosen Gläubiger stets dicht auf den Fersen, diktierte er seine Bücher quasi direkt in die Druckerpresse. Kein Wunder, dass er auch ungewöhnliche Methoden der Arbeitsrationalisierung ausprobierte und seine Geschichten nicht mehr aufschrieb, sondern einem neuen technischen Wundergerät namens "Phonograph" erzählte und anschließend abtippen ließ. Da Wallace zudem auf sehr großem Fuß lebte und Zeit seines Lebens die Gläubiger der Gegenwart mit den Honoraren der Zukunft zufriedenstellte, war er gezwungen, sein mörderisches Arbeitspensum durchzuhalten.
Der Reiz rasanter Trivialliteratur
Trotzdem muss er lange Zeit einen Nerv berührt haben, auch wenn es heute schwer fällt zu entscheiden, welcher dies gewesen sein könnte. Ursprünglich muss es wohl der Reiz gewesen sein, den rasante Trivialliteratur durchaus ausstrahlen kann. Hinzu kam die pure Quantität der einschlägigen Titel: Wallace warf einen Thriller nach dem anderen auf den Buchmarkt. Dort kam man gar nicht umhin, diese Titel zur Kenntnis zu nehmen.
Im Deutschland der Wirtschaftswunderzeit war es dann die Werbung, die erfolgreich "spannende Krimis mit Niveau" ankündigte. Man macht sich heute keine Vorstellung mehr davon, wie dreist sich profitorientierte Verlage vor ihr Publikum hinstellen und ihm Qualität suggerieren konnten; es wurde geglaubt, so wie man tausend und zwölf Jahre vieles geglaubt hatte. Wer weiß denn heute noch, dass sich Goldmann z. B. offen damit brüstete, dem "harten" Thriller à la Raymond Chandler oder Dashiell Hammett kein Forum zu bieten, weil dieser gar zu deutlich die dunklen Seiten der zeitgenössischen Gesellschaft beleuchteten und einige soziale Sprengkraft besaßen.
Die naiven Krimis des Edgar Wallace waren dagegen ungefährlich in einem Land, das nicht nur in der Politik der Devise "Keine Experimente!" folgte; sie spielten in einem harm- und zeitlosen Märchenland, in dem Gut und Böse auf den ersten Blick zu erkennen waren, väterliche Polizei-Autorität für Zucht und Ordnung sorgte, die Frauen rein, die Männer hochherzig waren und der Schurke ganz sicher im Finale seine gerechte Strafe erhielt.
1931 wurde eines der berühmtesten Werke von Edgar Wallace, "Der Zinker", als Tonfilm umgesetzt. Der 1959 gedrehte Film "Der Frosch mit der Maske" war der Anfang seines Durchbruchs auf deutschen Kinoleinwänden. Es gab einen wahren Edgar Wallace Boom, 72 Millionen Deutsche wollten die insgesamt 32 Wallace-Filme mit teutonischen Filmgrößen wie Klaus Kinski, Gerhard Fröbe, Joachim Fuchsberger oder Eddi Arent sehen.
Von der Zeit endgültig eingeholt
Dieselben Gründe, die einst Edgar Wallace die oberen Ränge der Bestseller-Listen garantierten, führten später allerdings zu seinem tiefen Fall. Auch in Deutschland, wo er ohnehin lange beliebter war als in seiner britischen Heimat, ist Wallace heute (noch) nicht vergessen, wurde aber von der Zeit endgültig eingeholt. Ein wenig erwachsener ist das lesende Publikum eben doch geworden. Sporadisch hält der Goldmann-Verlag seinem einstigen Goldesel die Treue und veröffentlicht die alten Titel als Billig-Ausgaben. Dabei wird voll auf den Nostalgie-Faktor gesetzt, und das ist wohl der richtige Weg, denn nur auf diese Weise lassen sich Geschichten wie der vom Hexer noch unterhaltsame Seiten abgewinnen.
Edgar Wallace verstarb hoch verschuldet und tief betrauert am 10. Februar 1932 in Hollywood, wo er gerade als Drehbuch-Autor erfolgreich Fuß zu fassen begann und u. a. am Script zum berühmten "King Kong"-Film von 1933 mitarbeitete. Sein Sarg reiste per Schiff zurück in die englische Heimat und wurde dort von seinen Fans mit der Anteilnahme, empfangen, die eines toten Königs würdig war. Nachdem Wallace sein Geld nun nicht mehr verprassen konnte, tilgten die Erben mit den weiterhin einlaufenden Tantiemen rasch alle Schulden und ein widmeten dem Meister fürderhin ihr ehrendes Angedenken...
Krimis von Edgar Wallace:
- Commissioner Sanders Reihe:
- Sanders vom Strom
(1911)
Sanders of the River
- Die Eingeborenen vom Strom
(1912)
The People of the River
- Der Diamantenfluss
(1913)
The River of Stars
- Bosambo
(1924)
Bosambo of the Rivers
- Sanders der Königsmacher
(1922)
Sandi the Kingmaker
- Sanders
(1926)
Sanders
- Am großen Strom
(1928)
Again Sanders
- Die vier Gerechten Reihe:
- Die vier Gerechten
(1905)
The Four Just Men
- The Council of Justice
(1908)
- Das Gesetz der Vier
(1921)
The Law of the Four Just Men
- Lieutenant Bones Reihe
- Lieutenant Bones
(1915)
Bones
- Bones in London
(1921)
Bones in London
- Bones vom Strom
(1923)
Bones of the River
- Der Safe mit dem Rätselschloss / Der verteufelte Herr Engel
(1908)
Angel Esquire
- Die vierte Plage
(1913)
The fourth Plague
- Kerry kauft London
(1915)
The man who bought London
- Die Melodie des Todes
(1915)
Melody of death
- Die Schuld des Anderen
(1916)
A debt discharged
- Die Drei von Cordoba / Die Drei von Cordova
(1917)
The just men of Cordova
- Die gebogene Kerze
(1917)
The clue of the twisted candle
- Das geheimnisvolle Haus
(1917)
The secret house
- Der Derbysieger
(1918)
Down under Donavan
- Käthe und ihre Zehn
(1919)
Kate plus ten
- Der Mann, der alles wusste / Zwischen zwei Männern
(1919)
The man who knew
- Der grüne Brand
(1919)
The green rust
- Das Geheimnis der gelben Narzissen
(1920)
The daffodil mystery
- Treffbube ist Trumpf / Die Todeskarte
(1920)
Jack o´judgement
- Das Buch der Allmacht
(1921)
The book of all-power
- Der Engel des Schreckens
(1922)
The angel of terror
- Der rote Kreis
(1922)
The crimson circle
- Richter Maxells Verbrechen
(1922)
Mr. Justice Maxell
- A.S. der Unsichtbare
(1922)
The valley of ghosts
- Die Seele des Anderen / Geheime Mächte
(1923)
Captains of souls
- Das Geheimnis der Stecknadel
(1923)
The clue of the new pin
- Der grüne Bogenschütze
(1923)
The green archer
- Die unheimlichen Briefe / Die verschwundene Million
(1923)
The missing million
- Die toten Augen von London
(1924)
The dark eyes of London
- Der Doppelgänger
(1924)
Double dean
- Das Gesicht im Dunkel
(1924)
The face in the night
- Zimmer 13
(1924)
Room 13
- Der Unheimliche
(1924)
The sinister man
- Bei den drei Eichen
(1924)
The three oaks mystery
- Die blaue Hand
(1925)
The Blue Hand
- Töchter der Nacht
(1925)
The Daughters of the Night
- Der Frosch mit der Maske
(1925)
The Fellowship of the Frog
- Der Unhold / Der Neger Juma
(1925)
A King by Night
- Die drei Gerechten
(1925)
The Three Just Men
- Der Mann von Marokko
(1925)
The Man from Morocco
- Die seltsame Gräfin
(1925)
The Strange Countess
- Der sechste Sinn des Mr. Reeder (Stories)
(1925)
The mind of Mr. J. G. Reeder
- Verdammte Konkurrenz
(1926)
Barbara on her own
- Der Rächer
(1926)
The Avenger
- Der schwarze Abt
(1926)
The Black Abbot
- Der jüngste Tag
(1926)
The Day of Uniting
- Die Tür mit den sieben Schlössern
(1926)
The Door with the Seven Locks
- Der Joker
(1926)
The Joker
- Die Millionengeschichte
(1926)
The Million Dollar Story
- Nach Norden, Strolch!
(1926)
The Northing Tramp
- Penelope von der Polyantha
(1926)
Penelope of the Polyantha
- Der viereckige Smaragd
(1926)
The Square Emerald
- Die Bande des Schreckens
(1926)
The Terrible People
- Mary Ferrera spielt System
(1926)
We Shall See!
- Die gelbe Schlange
(1926)
The Yellow Snake
- Im Banne des Unheimlichen
(1926)
The Hand of Power
- Louba, der Spieler
(1927)
Flat 2
- Großfuß
(1927)
Big Foot
- Gucumatz, der Allmächtige / Gucumatz / Gucumatz. Die gefiederte Schlange
(1927)
The Feathered Serpent
- Der Banknotenfälscher
(1927)
The Forger
- Der Mann, der seinen Namen änderte
(1927)
The man who was nobody
- Der Hexer
(1927)
The Ringer
- Der Zinker
(1927)
The squeaker
- John Flack
(1927)
Terror keep
- Das Verrätertor
(1927)
The traitor´s gate
- Geheimagent Nummer Sechs
(1927)
Number six
- Der Brigant (Stories)
(1927)
The brigand
- Der Mixer / Der Preller (Stories)
(1927)
The mixer
- Das Steckenpferd des alten Derrick
(1928)
The double
- Der Dieb in der Nacht
(1928)
The thief in the night
- Überfallkommando
(1928)
The flying squad
- Ein gerissener Kerl
(1928)
The twister
- Hands up!
(1928)
The Gunner
- Der Redner
(1928)
The orator
- Das silberne Dreieck
(1928)
Again the three just men
- Der goldene Hades
(1929)
The golden hades
- Die Abenteuerin
(1929)
Four square Jane
- Das Gasthaus an der Themse
(1929)
The India-Rubber men
- Der unheimliche Mönch
(1929)
The terror
- Turfschwindel
(1929)
The green ribbon
- Der Mann mit den zwei Gesichtern
(1929)
The Strange Lapses of Larry Loman
- Mr. Reeder weiß Bescheid (Stories)
(1929)
Red aces
- Der leuchtende Schlüssel
(1930)
The clue of the silver key
- Die Gräfin von Ascot
(1930)
The lady of Ascot
- Der Teufel von Tidal Basin
(1930)
White face
- In den Tod geschickt
(1931)
On the spot
- Feuer im Schloss
(1931)
The coat of arms
- Der Teufelsmensch
(1931)
The Devil Man
- Der Mann aus dem Carlton
(1931)
The Man at the Carlton
- Gangster in London / Gangsters in London
(1932)
When the gangs came to London
- Das indische Tuch
(1933)
The frightened lady
- Lotterie des Todes
(1933)
The green pack
Dies stellt bei der Vielzahl der von Edgar Wallace veröffentlichen Romane keine komplette Bibliographie dar.
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